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buntklicker.de

das Blog von Martin Ibert: Merkwürdiges, Banales und Persönliches aus Deutschlands einziger Stadt

Artikel aus dem Mai 2013

24.05.2013: Es ist nicht die Drossel. Oder: Nachtigall, ick hör Dir trapsen.

Dieser Tage spult sich die ganze deutsche Netzwelt samt Hund, Katze und Maus über die Deutsche Telekom auf. Durchaus zurecht, nur geht es mir ziemlich auf den Zeiger, daß dabei immer das Stichwort „Drosselung“ als Feindbild aufgebaut wird.

Daß die Telekom beabsichtigt, nach dem Vorbild gängiger mobiler Daten-„Flatrates“ nach Erreichen eines nicht gerade großzügig bemessenen Volumens die maximale Übertragungsgeschwindigkeit bis zur Unbrauchbarkeit des Internetanschlusses herunterzusetzen, ist natürlich für Telekom-Kunden ärgerlich und für Kunden anderer Anbieter alarmierend, denn wenn ein Großer es erst mal vormacht, machen es vielleicht andere nach. (Andererseits besteht natürlich durchaus die Hoffnung, daß andere Anbieter die Nicht-Drosselung als Chance zur Differenzierung am Markt begreifen. Schließlich sieht es nicht so aus, als wäre das wirtschaftlich ein großes Problem.)

Das wirklich Perfide ist, daß bestimmte Angebote – nach allem, was man liest, solche der Telekom selbst sowie solche von Anbietern, die dafür ein Bakschisch rüberwachsen lassen – gegenüber dem allgemeinen Internetverkehr bevorzugt behandelt werden. Es kommt eigentlich auch gar nicht darauf an, worin die Bevorzugung besteht. Würde ein Zugangsanbieter von allen Datenpaketen, die nicht bevorzugten Status genießen, willkürlich einen bestimmten Anteil unter den Tisch fallen lassen oder die Latenz künstlich erhöhen und damit eine etwas schlechtere Dienstqualität provozieren, wäre das Argument genau dasselbe.

Warum das alles? Es gibt für mich drei Erklärungsansätze. Entweder die Hochvolumen-Inhalteanbieter wie YouTube sollen ein zweites Mal zur Kasse gebeten werden (sie zahlen ja sicher auch jetzt schon für den generierten Verkehr auf ihrer Seite des Netzes), oder aber es geht darum, Telekom-eigenen Inhalten einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Anbietern wie, sagen wir, MaxDome zu verschaffen. Oder aber es geht eigentlich um etwas ganz Anderes, nämlich die Kunden zu motivieren, bevorzugt bestimmte Inhalte, die sich unter der Kontrolle der Telekom befinden, zu konsumieren. Wenn man so will, eine Art der weichen Zensur.

Und das macht es so gefährlich. Daher ist es wichtig, daß Ihr alle die Netzneutralitäts-Petition jetzt gleich sofort unterzeichnet, sofern Ihr das noch nicht getan habt.

Aber hört bitte auf, von der „Drosselungspetition“ zu sprechen. Das ist Unsinn.