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buntklicker.de

das Blog von Martin Ibert: Merkwürdiges, Banales und Persönliches aus Deutschlands einziger Stadt

06.10.2007: Umweltbeschiß

Als ich unser Auto diese Woche zur jährlichen Inspektion und zum halbjährlichen Reifenwechsel bei der Werkstatt abgab, fragte ich, ob ich auch eine dieser völlig sinnlosen Plaketten bekommen könnte. Wenig verblüffenderweise entsprach der Werkstattmeister diesem Wunsch, sogar kostenlos. Noch weniger verblüffenderweise teilte er meine Einschätzung bezüglich der Sinnlosigkeit ohne Vorbehalt.

Wir haben ja noch Glück, daß unser Auto eine grüne Plakette bekommt – wie jeder halbwegs moderne Benziner.

Hier werden wie immer, wenn es um Umweltstandards geht, zwei Dinge unglücklich miteinander verquickt. Vom reinen Umweltschutzgedanken ist es (fast) immer sinnvoll, Bestandsfahrzeuge von jeglichen neuen Vorschriften zu verschonen, gilt es doch, eins um jeden Preis zu vermeiden: daß Leute sich ein neues, vermeintlich umweltfreundlicheres, Auto kaufen und ihren alten Wagen über den Harz kicken. Denn Produktion und Lieferung des neuen Wagens verschlingen ja auch Energie und stoßen Schadstoffe aus. Und die wenigsten Menschen werden ihren alten Wagen wirklich verschrotten (kostet übrigens auch wieder Energie und löst Schadstoffemissionen aus), meist landet er in Osteuropa oder Afrika und läuft da noch jahrelang. Und stößt dort natürlich weiterhin Feinstaub, Kohlendioxyd und was auch immer aus.

Warum wird ein solches Ungetüm wie die neue Feinstaubplakette überhaupt erfunden? Na, um genau das Gegenteil zu bewirken: Absatzsteigerungen für die Automobilindustrie! Neue Fahrzeuge braucht das Land, und zwar nicht der Umwelt wegen, sondern rein aus wirtschaftspolitischen Gründen! Damit hätte ich ja nicht einmal ein prinzipielles Problem, wenn die Politik es doch nur klar formulieren würde: „Die Umwelt ist uns scheißegal, wir wollen die Automobilindustrie subventionieren, und Ihr dürft zahlen!“ Dann wüßte man wenigstens, wo man dran ist, und könnte das bei der nächsten Wahl auch entsprechend berücksichtigen.

Und nun passiert das Unfaßbare: Dr. Friedbert Pflüger, den ich im letzten Wahlkampf noch mit locker verdienter Häme überzogen habe, macht einen vernünftigen Vorschlag. Klar, er begründet den Vorstoß populistisch anstatt rein rationell, aber recht hat er ja trotzdem. Und was ist das Echo?

Das, was er sonst immer verdient hat, nur diesmal nicht: keins.

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