zum Hauptinhalt

buntklicker.de

das Blog von Martin Ibert: Merkwürdiges, Banales und Persönliches aus Deutschlands einziger Stadt

Nerviges

18.06.2020: Tracing-Apps überall!

Nun sehe ich Menschen, die ich normalerweise für durchaus vernünftig halten würde, Werbung für eine COVID-19-Tracing-App machen. Ich frage mich ernsthaft, wie das kommt.

Bitte nicht mißverstehen: Ich bin kein Aluhutträger, der Tracing-Apps für Teufelswerk hält und Euch sagt, daß Ihr sie auf keinen Fall installieren solltet. Installiert Eure Tracing-App, wenn Ihr wollt. Es ist nur wichtig, daß Ihr wißt, daß es praktisch sinnlos ist.

Da gibt es ein paar Punkte zu bedenken. Der erste ist, daß die Wahrscheinlichkeit, daß eine Tracing-App eine zufällige Begegnung zwischen zwei Menschen überhaupt registriert, das Quadrat der Wahrscheinlichkeit ist, daß jeder Einzelne die App installiert hat. In Island, wo 38% der Bevölkerung (nicht der Smartphone-Benutzer) die App installiert haben – und das ist Weltspitze –, beträgt die Wahrscheinlichkeit demnach 14,4% oder etwa eins zu sieben. (Rechne es nach!) Mit der sehr optimistischen Schätzung von 60% Durchdringung hierzulande (das dürfte nahe an dem Anteil der Bevölkerung sein, der überhaupt ein kompatibles Smartphone hat, also das Maximum, das erreichbar ist), liegen wir bei 36%, also gut einem Drittel.

Wir wissen nun also, daß eine gefährliche Begegnung mit einem Infizierten wahrscheinlich unentdeckt bleibt. Aber was ist, wenn die App einen potenziell gefährlchen Kontakt meldet?

Hier wird es schwierig. Aber nicht besser. Die App basiert die Prognose der Infektionswahrscheinlichkeit auf der Stärke das Bluetooth-Signals. Leider werden die Infektionswahrscheinlichkeit und die Stärke des Bluetooth-Signals von völlig unterschiedlichen Faktoren beeinflußt; die Korrelation ist schwach. Eine Glas- oder Plexiglasscheibe zwischen zwei Menschen schließt eine Infektion mehr oder weniger aus, wird bei der Messung des Bluetooth-Signals aber kaum wirksam. Ich sitze im Café, Du sitzt auf der anderen Seite der Fensterscheibe. Infektionsrisiko null, Nähe des Kontakts in der App extrem. Da die App (jedenfalls die deutsche) weder die genaue Zeit noch den genauen Ort des potenzeill gefährlichen Kontakts mitteilt, kann man nicht einmal ausschließen, daß das Handy gerade irgendwo geladen wurde und ein anderes Handy in die Nähe kam. Die Handies haben gekuschelt, aber die Menschen dazu nicht.

Und wir haben das Thema des Maskentragens nicht mal angeschnitten.

Man sieht: Es gibt keinen Weg, wie eine Smartphone-App irgendwie helfen könnte. Du hast keinen Alarm in der App, was heißt das: „Du könntest infiziert sein, oder nicht; sei vorsichtig und verhalte Dich rücksichtsvoll gegenüber anderen.“. Du hast einen Alarm in der App, was heißt das: „Du könntest infiziert sein, oder nicht; sei vorsichtig und verhalte Dich rücksichtsvoll gegenüber anderen.“.

Dafür brauche ich keine App.

Wenn Ihr wollt, installiert die App; ich will ja kein Spielverderber sein und habe sie trotz allem installiert. Viel Schlimmes wird nicht passieren. Aber seid Euch darüber im Klaren, daß es komplett sinnlos ist, und daß Ihr weiter Masken tragen und Abstand halten müßt.

28.08.2011: Apple gehen die Ideen aus.

Es ist schon traurig. Nein, ich meine nicht die Tatsache, daß Steve Jobs als Chef von Apple zurückgetreten ist, obwohl ich ihm ganz persönlich natürlich wünsche, daß er noch lange bei guter oder wenigstens akzeptabler Gesundheit sein möge; ich meine, daß die Firma mit dem vergifteten Apfel als Logo offensichtlich komplett verzweifelt ist und deswegen versucht, mit Anwälten statt mit Ingenieuren irgend etwas zu reißen.

Nehmen wir den Fall des Samsung Galaxy Tab 10.1. Ich besitze ein solches Gerät, und ich habe schon das eine oder andere iPad gesehen. Ich kann Euch sagen: Die äußerlichen Ähnlichkeiten halten sich stark in Grenzen.

Das Samsung-Gerät ist eindeutig als Querformat-Gerät mit 1280 mal 800 Pixel positioniert, während das iPad 2 bei einer 4:3-Auflösung von 1024 mal 768 Pixel klar abstinkt und sich nicht entscheiden kann; das Gerät selbst mit Logo und Positionierung der Bedienelemente deutet auf Hochkant hin, aber das von Apple angebotene Smart Cover suggeriert Querformat. Natürlich haben beide Geräte eine Vorderseite aus Glas; das ist bei dieser Geräteklasse zu erwarten. Während das iPad den Einschaltknopf auf der Vorderseite (auf der kurzen Seite) positioniert, hat das Samsung-Gerät diesen am Rand; das Samsung hat anständige Stereo-Lautsprecher, das iPad nur eine Mono-Quäke.

Der Trend setzt sich fort. Währen die Apfeljünger vor über einem Jahr ein ziemlich verkorkstes Mobiltelephon auf den Markt gebracht haben und es seitdem kein besseres Angebot gibt, hat Google respektive Samsung das Nexus S auf den Markt gebracht, neben dem ein iPhone 4 aussieht wie ein vom Block gesägtes Frühstücksbrettchen.

Wenn man dazu noch bedenkt, daß nach allem, was wir wissen, Apple manipulierte Bilder als „Beweis“ verwendet hat, sollte man ihnen einfach wegen betrügerischer Geltendmachung von nichtexistenten Ansprüchen mindestens die in Frage stehenden, wenn nicht gleich alle existierenden, Schutzrechte aberkennen. Die Welt braucht keinen weiteren Patenttroll.

05.03.2011: E10 und ich

Ich bin ja, jedenfalls zur Zeit, automäßig ein Wenigfahrer und konnte mich daher bisher vor der Frage „E10 tanken oder nicht?“ drücken. Ich habe den Tank noch halb voll mit normalem Eurosuper aus der Zeit, bevor E10 hier erhältlich war.

Meine Tendenz ist aber trotz des Mehrpreises (bei den Tankstellen hier in der Umgebung kosten jetzt Eurosuper und Super Plus mit fünf Cent pro Liter mehr als E10 gleich viel, wo vorher sechs Cent pro Liter Unterschied waren) eher, weiter konventionelles Eurosuper zu tanken. Und da bin ich offenbar nicht alleine. Die kollektive E10-Verweigerung wird ja aktuell zum Super-GAU hochstilisiert, und alle zeigen mit dem Finger auf irgendwen als Schuldigen, nur nie auf sich selbst.

Ich will Euch mal was sagen: Versäumnisse bei Information und Marketing? Uninformierte und beratungsresistente Autofahrer? Alles Quatsch. Jedenfalls in meinem Fall.

Es ist ja nicht so, daß ich mich nicht informiert hätte, ob mein Auto für E10 freigegeben ist. Ist es. Der Hersteller (Renault) hat eine durchaus informative Seite zu dem Thema veröffentlicht. Diese Seite sagt mir, daß das Tanken von E10-Kraftstoff bei ungeeigneten Fahrzeugen schwere Motorschäden verursachen kann, mein Fahrzeug das aber verträgt und somit keine Schäden zu befürchten sind.

So weit, so gut. Offenbar ist das Zeug generell ziemlich gefährlich, wenn auch angeblich nicht für mein Auto. Und was hilft mir die Information, daß mein Fahrzeug E10 verträgt, wenn es doch Schaden nehmen sollte? Die Herstellerwebsite hat einen schicken Haftungsausschluß in ihren rechtlichen Hinweisen. So sicher sind sie sich also selbst nicht. Es könnte zu nicht eindeutig zuordenbaren Motorproblemen kommen, selbst wenn ich jemanden finden sollte, der mir die Verträglichkeit mit allen Folgen garantiert, so daß ich doch wieder im Regen stehe.

Seit wir unser derzeitiges Auto haben, habe ich hochgerechnet ziemlich genau 400 Liter Eurosuper pro Jahr getankt. Die Mehrkosten, weiterhin Eurosuper statt E10 zu tanken, liegen also nach jetzigem Stand bei satten 20 Euro pro Jahr. Das ist dafür, daß ich kein Risiko durch bisher unerkannte Effekte durch E10 eingehe, ein fairer Preis.

Dann tanke ich doch lieber, umfänglich informiert, weiter normales Eurosuper statt E10. Und während die Politik weiter nach den Gründen forscht, wißt Ihr jetzt sogar, warum.

08.12.2010: Hilfe! Fluglärm in Kleinmachnow!

Das traurig-komische Schmierentheater um die neuen Flugrouten am künftigen Großflughafen Schönefeld hat eine neue Wendung bekommen. Und mal wieder schaut man ungläubig auf das Berlin-Brandenburger Bonzengeschmeiß und ihre willfährigen Helfer.

Jahrzehntelang hat kein Hahn danach gekräht, daß die Anwohner am Kurt-Schumacher-Platz – nicht gerade die wohlhabendste Wohngegend Berlins – in geringer Höhe überflogen werden. Auch ich habe fünf Jahre lang in Radeland gewohnt, fast genau in westlicher Verlängerung der Start- und Landebahnen und etwa anderthalbmal von deren westlichem Ende entfernt wie sie lang sind. Ich kenne das Phänomen „Fluglärm“ also durchaus aus eigener Erfahrung. Das ist in sonst eine hübsche Gegend, aber immer noch nicht das bevorzugte Revier der Zielwählerschaft der Regierungsparteien.

Aber nun ist ja bekanntlich an die Öffentlichkeit gedrungen, was jahrelang (vielleicht absichtlich?) verschwiegen wurde: Um einen Großflughafen mit entsprechender Kapazität mit zwei parallelen Start- und Landebahnen zu betrieben, muß man zumindest zeitweise gleichzeitig auf beiden starten, und das wiederum macht es notwendig, nach dem Start abzuknicken, damit die beiden Flugzeuge baldmöglichst ausreichend Abstand zueinander haben. Und das bedeutet Fluglärm für Kleinmachnow und andere Kernwählergebiete. Geräuschkulisse für Großverdiener! Scheiße. Und jetzt?

Verkehrsminister Ramsauer hat die Lösung: keine Parallelstarts. Das könne man der Grundbesitzergemeinde schließlich nicht zumuten. Damit hätte der neue Flughafen Schönefeld allerdings weniger Kapazität als Berlin-Tegel und der jetzige Schönefelder Flughafen zusammen. Drehkreuz ade. Aber was tut man nicht für seine Klientel.

Ein Gutes könnte die Posse allerdings haben … wenn in Schönefeld die Kapazitäten nicht reichen, könnte man ja einfach Berlin-Tegel offen halten, und alles wäre gut. Alle innerdeutschen Flüge von Berlin-Tegel, nur Ausland von Schönefeld. Das würde passen.

Dazu hätte man aber Schönefeld sicher auch viel viel billiger ausbauen können. Und am Kutschi bleibt es laut. Aber das hat ja noch nie jemanden interessiert.

25.10.2010: braune Scheiße im Anmarsch

Abgesehen von unserem Staatsoberhaupt, der sich ja entgegen meinen Erwartungen bei seinem Staatsbesuch in der Türkei (und auch sonst) recht gut macht, zumindest was seine Äußerungen zur Integrationsproblematik angeht, kriegt man im Moment einfach nur das kalte Kotzen, wenn man sich so ansieht, was für eine braune Scheiße durch unser Land schwappt.

Deutschland ist kein Einwanderungsland, sagt CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt. Im Moment stimmt das sogar: Deutschland ist ein Auswanderungsland, es wandert mehr Menschen aus als ein – übrigens gilt das auch für Menschen mit türkischem Hintergrund. Das ist ein Alarmzeichen; wir müssen uns also um Einwanderer bemühen, um ein weiteres Schrumpfen der Bevölkerung zu verhindern. Außerdem sollte man sich darüber Gedanken machen, warum es so viele Menschen fort zieht aus Deutschland. Leider muß man wohl konstatieren, daß der Fachkräftemangel auch die Bundesregierung bereits fest im Griff hat.

Bundeskanzlerindarstellerin Angela Merkel erklärt Multikulti für absolut gescheitert. Was das für kompletter Unsinn ist, erkennt jeder, der sich in einer Stadt wie Berlin bewegt, ziemlich schnell: Multikulti allenthalben. Wenn ein Deutscher einen Döner ißt, ist das Multikulti. Wenn ein türkischer oder türkischstämmiger Unternehmer deutsche Mitarbeiter einstellt, ist das Multikulti. Wenn Culcha Candela spielen, ist das Multikulti. Familien, die aus Familien mit und ohne Migrationshintergrund bestehen, sind Multikulti. Wenn Deutsche Bauchtanz lernen, ist das Multikulti. Es gibt so viel Multikulti, jeden Tag und überall. Unsere Gesellschaft ist ohne Menschen mit Migrationshintergrund auch kulturell nicht mehr vorstellbar. Wie blind muß man sein, um das nicht zu sehen?

Es macht sich ein Generalverdacht gegen Muslime breit, angeheizt durch undifferenzierte Scharfmacher aus den Reihen der Union. Dabei sollten wir uns in Erinnerung rufen, daß die an den Ereignissen des 11. September 2001 beteiligten Muslime überwiegend Opfer waren – unter den Opfern aus den Türmen des World Trade Center, den Passagieren und den Rettungskräften waren mehr Muslime als unter den Terroristen. Sofern man die Terroristen überhaupt als Muslime werten darf, was ja auch wohl sehr zweifelhaft ist, denn das Umbringen Unschuldiger ist zutiefst unislamisch.

Natürlich behauptet niemand ernsthaft, daß es keine Probleme mit Integration und Zusammenleben gibt. (Die gibt es übrigens auch mit Menschen ohne Migrationshintergrund, die die Integration in unsere Gesellschaft ablehnen.) Nur wird man die mit pauschalen Verurteilungen nicht lösen können, ganz im Gegenteil. Wer sich integrieren soll, muß sich erst einmal willkommen fühlen. Wen man von vorneherein ausgrenzt und unter Generalverdacht stellt, der zieht sich zurück und versucht, Kontakte zu vermeiden.

weiter »