Netzwelt
09.05.2019: Anrede im Netz
Ich stelle mehr und mehr fest, daß der Gebrauch der sogenannten Höflichkeitsform des Deutschen („Sie“) in sozialen Medien sich zunehmend auf Individuen fragwürdiger Sozialkompetenz beschränkt. Oder anders gesagt: Immer, wenn mich jemand auf Facebook siezt, ist es irgendein unangenehmer Zeitgenosse. Meistens ein Nazi, manchmal ein sonstiger Spinner.
24.05.2013: Es ist nicht die Drossel. Oder: Nachtigall, ick hör Dir trapsen.
Dieser Tage spult sich die ganze deutsche Netzwelt samt Hund, Katze und Maus über die Deutsche Telekom auf. Durchaus zurecht, nur geht es mir ziemlich auf den Zeiger, daß dabei immer das Stichwort „Drosselung“ als Feindbild aufgebaut wird.
Daß die Telekom beabsichtigt, nach dem Vorbild gängiger mobiler Daten-„Flatrates“ nach Erreichen eines nicht gerade großzügig bemessenen Volumens die maximale Übertragungsgeschwindigkeit bis zur Unbrauchbarkeit des Internetanschlusses herunterzusetzen, ist natürlich für Telekom-Kunden ärgerlich und für Kunden anderer Anbieter alarmierend, denn wenn ein Großer es erst mal vormacht, machen es vielleicht andere nach. (Andererseits besteht natürlich durchaus die Hoffnung, daß andere Anbieter die Nicht-Drosselung als Chance zur Differenzierung am Markt begreifen. Schließlich sieht es nicht so aus, als wäre das wirtschaftlich ein großes Problem.)
Das wirklich Perfide ist, daß bestimmte Angebote – nach allem, was man liest, solche der Telekom selbst sowie solche von Anbietern, die dafür ein Bakschisch rüberwachsen lassen – gegenüber dem allgemeinen Internetverkehr bevorzugt behandelt werden. Es kommt eigentlich auch gar nicht darauf an, worin die Bevorzugung besteht. Würde ein Zugangsanbieter von allen Datenpaketen, die nicht bevorzugten Status genießen, willkürlich einen bestimmten Anteil unter den Tisch fallen lassen oder die Latenz künstlich erhöhen und damit eine etwas schlechtere Dienstqualität provozieren, wäre das Argument genau dasselbe.
Warum das alles? Es gibt für mich drei Erklärungsansätze. Entweder die Hochvolumen-Inhalteanbieter wie YouTube sollen ein zweites Mal zur Kasse gebeten werden (sie zahlen ja sicher auch jetzt schon für den generierten Verkehr auf ihrer Seite des Netzes), oder aber es geht darum, Telekom-eigenen Inhalten einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Anbietern wie, sagen wir, MaxDome zu verschaffen. Oder aber es geht eigentlich um etwas ganz Anderes, nämlich die Kunden zu motivieren, bevorzugt bestimmte Inhalte, die sich unter der Kontrolle der Telekom befinden, zu konsumieren. Wenn man so will, eine Art der weichen Zensur.
Und das macht es so gefährlich. Daher ist es wichtig, daß Ihr alle die Netzneutralitäts-Petition jetzt gleich sofort unterzeichnet, sofern Ihr das noch nicht getan habt.
Aber hört bitte auf, von der „Drosselungspetition“ zu sprechen. Das ist Unsinn.
02.12.2010: Realität an Netzwelt: Chillt mal!
Wie viele von Euch sicher wissen, bin ich kein Anwalt (IANAL). Aber Udo Vetter ist einer, und er hat einen meiner Meinung nach lesenswerten Artikel über die Auswirkungen des JMStV verfaßt.
Natürlich hat der deutsche Bürokratieapparat wieder ein völlig unnötiges Monster geboren. Aber ich werde mir erst mal keine Gedanken machen, und sehe auch keinen Grund dafür.
Wer zum Jahresende sein Blog schließt, mag eine wohlbegründete Panik vor Folgekosten haben. Wer das schon vorher in vorauseilenden Gehorsam tut, ist meiner Meinung nur erbärmlich.
25.10.2010: Ich bin ja mal gespannt.
Vor wenigen Tagen endete ja bekanntlich die Einspruchsfrist für die Erstveröffentlichung von Google Streetview. Viel ist in der jüngsten Vergangenheit dazu gesagt und geschrieben worden, leider das meiste davon kompletter Unsinn.
Bedauerlicherweise hat sich Google dazu entschlossen, Gebäude auch bei Widerspruch nur eines Bewohners unkenntlich zu machen. Da wir in einer Eigentümergemeinschaft wohnen, könnte ein einzelner Querschläger unser gesamtes Haus verpixeln lassen.
Es wird sicher spannend werden, wie sich der Markt entwickelt, aber eins ist für mich klar: Wenn ich mich für den Kauf einer Wohnung interessiere, und ich stelle fest, daß das Gebäude bei Google verpixelt ist, schaue ich mir direkt die nächste an. Ich vermute, daß Wohnungen in verpixelten Gebäuden quasi unverkäuflich sind.
Sollte irgend jemand unser Haus verpixelt haben lassen, hoffe ich, daß ich jeden Euro Wertverlust aus ihm rausklagen kann.
Übrigens sieht das Haus, in dem ich wohne, so aus.
17.07.2010: Können wir dann mal weitermachen?
Okay, Apple hat ein neues Mobiltelephon auf den Markt geworfen. Und nun ist zwar der Bildschim mit der Superauflösung ganz nett, aber irgendein Idiot kam auf die Idee, einen außen um das Gehäuse herum laufenden Rahmen als Antenne zu mißbrauchen. Die Isolationsstücke zwischen den verschiedenen Zwecken zugedachten Segmenten sind leider so schmal, daß man sie leicht mit dem Finger überbrückt, wenn man das Telephon normal in der Hand hält.
Nun haben wir also ein Gerät, das nach allen Regeln der Kunst broken as designed ist. Jeder normale Hersteller würde versuchen, die vergurkten Geräte so schnell wie möglich einzusammeln und gegen einwandfreie Geräte zu tauschen. Problem: Apple hat keine nicht vergurkten Geräte. Und die ganze Technologiewelt verfolgt angestrengt, was nun passiert.
Für den Rest der Welt dreht sich selbige einfach weiter.
Können wir bitte einfach Apple abschreiben? Sie haben verkackt. Und mit der ganz normalen Welt weitermachen?
Danke.