05.04.2012: Ja. Und?
Günter Grass hat ein kritisches Gedicht über Israel geschrieben, und alle flippen aus. Kann mir mal jemand erklären, warum?
Wer das Gedicht noch nicht gelesen hat, kann das bei der Süddeutschen nachholen, und sollte das auch ruhig tun.
Ich bin ja selber ein Nachkriegskind und zucke bei Kritik an Israel genauso instinktiv zusammen wie die meisten anderen Leute. Aber ich kann hier keine verurteilenswürdige Israelkritik erkennen.
Ein paar Sachen sind für mich völlig klar, und um Mißverständnisse zu vermeiden, zähle ich sie hier nochmal auf:
- Israel als souveräner Staat in den Grenzen von vor dem Krieg von 1967 hat ein absolut zu respektierendes Existenzrecht. Jeder, der das nicht akzeptiert, ist als Verhandlungspartner nicht akzeptabel.
- Jeder Staat hat ein Recht auf friedliche Nutzung von Atomenergie. Mir persönlich paßt das zwar nicht, aber es ist so. Das gilt auch für den Iran.
- Kein Staat darf einen militärischen Erstschlag gegen das Territorium eines anderen Staates ausführen, wenn dieser nicht vorher durch Worte oder Taten den Krieg erklärt hat. (Und mit „mit Worten“ meine ich eine explizite Kriegserklärung und kein verbales Säbelrasseln.)
Ich verstehe den Wunsch Israels, durch Bereithaltung einer niemals erklärten nuklearen Verteidigungsmacht eventuelle potentielle Angreifer auf Distanz zu halten. Aber ein Erstschlag gegen den Iran, dessen Atomwaffenprogramm ungefähr so sicher bewiesen ist wie der Besitz von Massenvernichtungswaffen durch das Regime von Saddam Hussein, wäre absolut unverzeihlich. Und etwas Anderes hat Grass doch eigentlich auch nicht gesagt?
eine Antwort auf „Ja. Und?“
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von Sebastian
am 06.04.2012:
Zustimmung. Es darf eben nicht immer in die gleichen Schienen abdriften.
Kritik an Israel darf und muss vorhanden sein, ohne das immer wieder die gleichen Keulen rausgeholt werden, egal von welcher Seite.
Einfach nur eine offene Aussprache, das wäre was.Aber dann wären sicher auch einfach diese Themen vom Tisch, das wäre zu leicht.