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buntklicker.de

das Blog von Martin Ibert: Merkwürdiges, Banales und Persönliches aus Deutschlands einziger Stadt

25.04.2012: Herdprämie oder Säufergeld? Nun ist es raus.

Noch ist es nicht amtlich, aber es wird wohl so kommen: Das sogenannte Betreuungsgeld wird es wohl nicht für Familien geben, die von Arbeitslosengeld 2 leben (also jedenfalls nicht im Ergebnis). Damit zeigt die Maßnahme ihren wahren Zweck: Leuten Geld in den Hintern zu blasen, die es absolut nicht brauchen.

Versteht mich nicht falsch; ich finde es absolut richtig, finanziell bedürftigen Familien kein Betreuungsgeld zu zahlen, denn das würde einen katastrophalen Fehlanreiz setzen, Kinder aus der Sozialisierung zu nehmen, um ein paar Euro mehr auf die Hand zu bekommen. Aber so, wie es jetzt aussieht, wird das Betreuungsgeld vor allem Familien zugute kommen, die ihre Kinder ohnehin nicht in die staatliche Betreuung geben (was da so für Volk rumläuft, also bitte, mit denen soll mein Kind doch nicht spielen müssen) und auch heute schon in der Lage sind, ihr Kind zuhause zu betreuen.

Also mal wieder eine Umverteilung von unten nach oben. Großartig.

05.04.2012: Ja. Und?

Günter Grass hat ein kritisches Gedicht über Israel geschrieben, und alle flippen aus. Kann mir mal jemand erklären, warum?

Wer das Gedicht noch nicht gelesen hat, kann das bei der Süddeutschen nachholen, und sollte das auch ruhig tun.

Ich bin ja selber ein Nachkriegskind und zucke bei Kritik an Israel genauso instinktiv zusammen wie die meisten anderen Leute. Aber ich kann hier keine verurteilenswürdige Israelkritik erkennen.

Ein paar Sachen sind für mich völlig klar, und um Mißverständnisse zu vermeiden, zähle ich sie hier nochmal auf:

Ich verstehe den Wunsch Israels, durch Bereithaltung einer niemals erklärten nuklearen Verteidigungsmacht eventuelle potentielle Angreifer auf Distanz zu halten. Aber ein Erstschlag gegen den Iran, dessen Atomwaffenprogramm ungefähr so sicher bewiesen ist wie der Besitz von Massenvernichtungswaffen durch das Regime von Saddam Hussein, wäre absolut unverzeihlich. Und etwas Anderes hat Grass doch eigentlich auch nicht gesagt?

01.04.2012: Terminal des neuen Berliner Großflughafens eingestürzt

Knapp zwei Monate vor der geplanten Eröffnung ist das Terminal des neuen Großflughafens in Schönefeld bei Berlin in den frühen Morgenstunden des Sonntags eingestürzt. Eine zentrale Stütze des unter dem Terminal befindlichen unterirdischen Bahnhofs gab nach, und große Teile des Gebäudes stürzten in den durch das Einbrechen der Bahnhofsdecke entstandenen Krater. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt, da sich die im Gebäude Dienst tuenden Wachleute gerade in einem anderen Gebäudeteil befanden.

Experten standen anfangs vor einem Rätsel, wie es zu dem Unglück kommen konnte; jedoch konnte inzwischen festgestellt werden, daß auf Betreiben der Deutschen Bahn die ursprünglich vorgesehene Betonsorte durch eine billigere, theoretisch gleichwertige, Sorte ersetzt wurde, um im Vorfeld des einstmals geplanten Börsengangs der Deutschen Bahn Baukosten zu sparen. Offenbar war die Belastbarkeit jedoch nicht so hoch wie angenommen.

Der Neuaufbau des gesamten Komplexes wird mehrere Jahre dauern. Währenddessen bleiben die bisherigen Flughäfen Berlin-Tegel und Schönefeld weiter in Betrieb, da deren Schließung rechtlich an die Eröffnung des Großflughafens gekoppelt ist.

Fast überall in Berlin gab es spontane Freudenkundgebungen. Bei strahlendem Sonnenschein feierten die Menschen ausgelassen auf den Straßen, daß die Schließung von Berlin-Tegel zumindest für einige Jahre abgewendet werden konnte. Nur am Kurt-Schumacher-Platz in Berlin-Reinickendorf herrschte eine leicht gedrückte Stimmung.

31.12.2011: 2012

Ich wünsche Euch allen ein schönes und erfolgreiches Jahr 2012.

Überall lese ich, wie scheiße doch das Jahr 2011 war. Für mich ganz persönlich war es das eigentlich gar nicht, eher im Gegenteil. 2011 lief für mich auf allen Ebenen recht gut. (Okay, ich schaue nicht dauernd, was meine Investmentfonds so machen.)

So oder so, das neue Jahr kann immer noch Besseres bringen, und das wünsche ich Euch allen.

Prosit Neujahr!

18.09.2011: Acht komma neun. Klarmachen zum Ändern! Arrrrrrr.

Leute, wie geil ist das denn bitte? Gut, das Vorläufige Endergebnis ist noch nicht draußen, aber die letzten Zahlen sehen die Piraten bei der Abgeordnetenhauswahl in Berlin bei etwa neun Prozent. Neun Prozent! Beim ersten Mal! Das ist absolut unfaßbar. Kein Wunder, daß die Grünen die Hosen gestrichen voll haben – das ist das erste Mal, daß eine andere Partei ihnen die progressiv denkenden tendenziell linken jungen Wähler abnimmt, die absolute Stammklientel der Grünen. Also bisher jedenfalls. Diese knapp neun Prozent, wird sich mancher Grüne denken, hätten unsere neun Prozent sein sollen. Waren sie aber nicht.

Bei der Landeswahlleiterin gibt es die aktuellen Zahlen. Und auch wenn, während ich diesen Artikel schreibe, noch nicht überall alle Stimmen ausgezählt sind, so werden sich die Zahlen wohl nicht mehr so sehr ändern, und die Piraten sind in jedem einzelnen Bezirk komfortabel über fünf Prozent. 6,5 % in Steglitz-Tempelhof sind das schlechteste Ergebnis. Das beste haben die Piraten in Friedrichshain-Kreuzberg eingefahren, bei allen ausgezählten Stimmen liegen sie mit 14,7 % auf Platz drei hinter Grünen und SPD noch vor der Linken.

Ganz schlimm hat es ja die FDP erwischt: weniger als zwei Prozent sind ihnen geblieben, weniger als ein Viertel ihres letzten Ergebnisses. Das beste Bezirksergebnis sind drei Prozent glatt in Charlottenburg-Wilmersdorf (ebenfalls komplett ausgezählt), das schlechteste ist unter einem Prozent in Lichtenberg. Diese Partei braucht hier echt niemand mehr.

Rot-grün wird es werden, das ist es auch, was die Stadt als Ganzes will. Die Linke ist raus; ich bin noch nicht sicher, ob ich das gut finden soll. Ich habe wie wohl jeder Westberliner so meine Berührungsängste, muß aber zugeben, daß – von gravierenden Differenzen in einzelnen Punkten abgesehen – die rot-rote Landesregierung einen unter den gegebenen schwierigen Umständen akzeptablen Job gemacht hat.

Das muß Rot-grün erst mal hinkriegen. Ich wünsche ihnen dabei viel Erfolg.

Arrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr.

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