15.11.2007: Endlich!
Die Bahn verklagt die GDL. Das wurde ja auch Zeit! Ich glaube zwar nicht, daß die Bahn damit durchkommt, wenn man bedenkt, was für seltsame Urteile kürzlich so gefällt wurden, aber man kann es ja wenigstens mal versuchen.
9 Antworten auf „Endlich!“
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von midshipman
am 15.11.2007:
Ist das dein Ernst?
Von mir aus können und sollten die endlich unbefristet streiken, damit der unsägliche Vorstand der Bahn endlich begreift, dass er sich bewegen muss – und ja, ich bin davon jetzt täglich betroffen. Die Wirtschaft schreit doch sonst immer, dass Flächentarifverträge so furchtbar sind, weil man ja auf die Belange jedes Unternehmens eingehen müsse. Und jetzt, da sich halt eine kleinere Gewerkschaft durchsetzen will (meiner Meinung nach die einzig _echte_, denn Transnet hängt mir deutlich zu stark am Gängelband von Mehdorn & Co) schreit die Wirtschaft bzw. das Unternehmen wieder. Die Presse kann man in dem Fall auch vergessen. Die reiten ständig nur auf den 30% rum, dass es schon fast an Volksverblödung grenzt. -
von Martin
am 15.11.2007:
Natürlich ist das mein Ernst. Ich finde es eine unglaubliche Rücksichtslosigkeit, ihren kleinlichen Kampf um Partikularinteressen auf dem Rücken Unbeteiligter auszutragen. Bei anderen Arbeitgeber hat sich die GDL mit wesentlich weniger Geld (sowohl absolut als auch in der Steigerung) zufrieden gegeben — da zu streiken würde ja auch nichts bringen, denn da tut es nur dem Arbeitgeber weh und nicht (oder kaum) den Reisenden.
Aber bei der Deutschen Bahn, wo der angerichtete Schaden immens ist (wie gesagt, vor allem bei Dritten), da kann man’s ja machen. Bisher ist das Kalkül von Schell nicht aufgegangen, daß die Politik sich schwer auf die Schulter der Bahn lehnen und von Mehdorn ein Einlenken fordern würde, damit endlich Ruhe im Land ist. Auch der Bahn-Aufsichtsrat hat Schell heute eine Schelle gegeben.
Meiner Meinung nach verbietet es der Anstand, in Betrieben, die eine monopolartige Marktstellung haben und für das Leben im Land so immens wichtig sind wie die Deutsche Bahn, zu streiken (abgesehen vielleicht von kreativen Formen wie einem Warnstreik der Fahrscheinkontrolleure). Und wenn der Anstand nicht reicht, müßte halt ein Gesetz her.
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von Xel
am 16.11.2007:
Sorry Martin, aber was du da im letzten Kommentar schreibst klingt schon fast als würdest du täglich BILD lesen. Oder für selbige schreiben.
Du bist also dafür, dass bei einem Monopolisten, der sich auch noch alles leisten kann, weil es so leicht nicht ersetzbar sit, auch noch Streiks verboten sind? Welche Vorzüge sollen die denn noch haben? Und das soll deiner Meinung nach jetzt auch noch extra per Gesetzt festgelegt werden, dass Monopolisten ihre Mitarbeiter unterdrücken können? SUPER. Die Idee wird unseren Verbotsüchtigen Politikern bestimmt gefallen. Ich sags ja ich will raus aus Deutschland.
Ich würde eher sagen, dass eine Gruppe Menschen, die für unsere Wirtschaft so enorm wichtig ist, dass sie durch ihre (kurzen) Arbeitsniederlegungen bereits derartige Schäden anrichten kann auch entsprechend entlohnt werden muss. Wir können uns nicht hinstellen und einerseits feststellen, dass wir ohne jemanden nicht klarkommen und ihm gleichzeitig einen angemessenen Lohn verweigern.
Dass man bei kleineren/weniger bedeutenden Arbeitgebern mit weniger zufrieden gibt ist doch nur fair. Kleine Unternehmen werden entlastet, ein Unternehmen, dass seinem Vorstand eine Gehaltserhöhung von ~60% gewähren kann sollte aber durchaus in der Lage sein sich dem Wunsch der GDL ein wenig an zu nähern. Wenn die DB jedoch nicht dazu in der Lage währe, dann würde ich mal glatt behaupten, dass die irgendwas falsch gemacht haben.
Ich möchte hier nochmal an den Streik der Müllabfuhr (müsste 2006 gewesen sein) erinnern… Monopolstellung: Hmm könnt man glatt so sehen… kämen wir ohne klar? Naja eher fraglich, irgendwer muss die Tonnen an Müll die wir täglich produzieren ja wegräumen. Hatten die ein Recht zu streiken? Ich will es ihnen bei weitem nicht aberkennen. Du?
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von Martin
am 16.11.2007:
Schön, ein lebhafte Diskussion! Das ist schon mal super!
Irgendwie versteht mich aber trotzdem niemand. Für mich ist es einfach eine komplett andere Baustelle, daß die Müllmänner auch mal mehr Geld bekommen sollten. Bin ich dafür. Aber natürlich war ich gegen den Streik 2006 — mal wieder ein Terrorstreik gegen die Bevölkerung.
Natürlich sollen auch die Lokführer mehr Geld bekommen. Aber erst wenn Schell und seine Konsorten geschreddert (nicht im Wortsinn natürlich) wurden. Ist klar, oder?
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von midshipman
am 17.11.2007:
Also mir ist nichts klar. Wie sonst sollten sich die Lokführer (oder halt jede andere Arbeitnehmergruppe) zur Wehr setzen. Mit Wattebällchen um sich werfen?
Schell mag vielleicht mit seiner Taktik einiges falsch gemacht haben, aber seine Leute stehen immer noch hinter ihm. Und andere Interessen müssen und sollten ihn nicht kümmern. -
von Martin
am 17.11.2007:
Wenn man etwas möchte und es mit legitimen Mitteln nicht erreichen kann, dann hat man halt Pech gehabt. Sowas passiert auch vielen anderen Leuten, jeden Tag. Stattdessen zu illegitimen Mitteln zu greifen, ist und bleibt illegitim.
Wer bei der Deutschen Bahn anfängt, weiß von Anfang an, daß er nicht streiken kann, ohne Unbeteiligten zu schaden. Das ist für niemanden eine Überraschung, und keiner kann mir sagen, das habe er nicht gewußt.
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von Xel
am 18.11.2007:
Richtig. Jeder weiß, dass er nicht streiken kann ohne Unbeteiligten zu schaden.
JEDER!
Ich weiß nicht, was dir an diesem Wort nicht in den Sinn will – es weiß JEDER. und es interessiert schlichtweg niemanden, wenn er denkt, dass er benachteiligt wird.
Und das ist GUT so.
Wenn ich im Support einer kleinen Software-Firma sitze und streike können die Kunden dieser Firma im Extremfall nicht mehr arbeiten. Wenn ich Busfahrer bin und streike – is klar ne? – wenn ich Müllmann bin und streike, dann stinkt es.
Wenn ich SEO bin und streike – gut das ist jetzt weit hergehol, lassen wir das 😉
Fakt ist: Es trifft IMMER das Unternehmen für das man Arbeitet UND dessen Kunden und/oder Auftragnehmer. Das ist eben so, JEDES Unternehmen ist Teil unseres Wirtschaftskreislaufes, das eine mag wichtiger sein als das andere, aber alle gehören dazu. Wenn ein Zahnrad ausfällt führt dies meist dazu dass sich irgend ein anderes Zahnrad auch nicht mehr dreht. Bei der Bahn sind es eben ein paar mehr.
Streik ist ein legitimes Mittel, das wurde ja auch bereits vor Gericht bestätigt.
Du kannst es nicht einfach zu unterschiedlichen „Baustellen“ erklären, ob jemand mehr Geld bekommt oder streikt… Das eine tut man, weil man anders das andere nicht bekommt. Oder glaubst du ernsthaft, dass es den Lokführern Spass macht bei der Kälte draußen vorm Bahnhof zu stehen und mit Schildern zu winken? Ich nicht.
Wenn die nicht streiken würden, was bliebe an Möglichkeiten? Anderer Arbeitgeber? Mal davon abgesehen, dass die Regionalen Anbieter nicht ausreichend Bedarf an Arbeitskräften haben – man bekommt doch noch weniger Geld – wie sollte es auch anders sein, die haben ja auch weniger.
Alternative? Hinknien und Betteln???Nene… Ich will dich mal erleben, wenn du nen Hungerlohn bekommst und dagegen was tun willst und dann kommt einer angerannt und will dir das verbieten, weil du ja andere schädigen könntest.
Ich warte übrigens noch auf eine Erklärung, wieso ein Monopolist seine Mitarbeiter unterdrücken soll – oder wie sollen die sich ohne Streik wehren?
Man kann nicht gleichzeitig dafür sein, dass jemand mehr Geld bekommt, aber seinen Arbeitgeber nicht bestreiken darf, wenn der andernfalls nicht dazu bereit ist es zu zahlen. Dann bist du für zwei konträre Positionen – ungefähr so als würdest du gleichzeitig die Linken und die NPD wählen.
#Kann mir derweil mal jemand erklären, wieso die Summe aus 5 und 9 NICHT 14 ist? | Liegt das vielleicht daran, dass ich die Seite schon vor 0 Uhr geladen habe?#
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von Martin
am 18.11.2007:
Es soll mir mal einer erklären, woraus sich eigentlich ableitet, daß man seine arbeitsvertraglichen Verpflichtungen vorsätzlich verletzen darf, ohne daß man für die Folgen aufkommen muß. Der oft und gern zitierte Artikel 9 Absatz 3 des Grundgesetzes gibt das jedenfalls vom Wortlaut nicht her. Da steht nur drin, daß man Streikende nicht durch die Sicherheitskräfte zusammenschießen lassen darf (was ich gut finde, da ich grundsätzlich gegen Gewalt als Mittel der Problemlösung bin). Lest es nach, der Text ist öffentlich. Mir ist komplett unklar, auf welcher rechtlichen Grundlage manche Gerichte immer wieder ein „Streikrecht“ konstruieren.
Abgesehen davon interpretiere ich das Recht auf freie Meinungsäußerung dahingehend, daß ich sowohl die Meinung haben und äußern darf, daß Lokführer mehr Geld und — vor allem — bessere Arbeitsbedingungen verdienen, als auch die, daß sie nicht streiken sollten. Ich sehe da auch keinen Widerspruch.
Jeder Lokführer hat einen Arbeitsvertrag zu bestimmten Konditionen unterschrieben. Niemand hat ihn gezwungen. Wenn ihm diese Bedingungen nicht (mehr) passen, kann er (a) versuchen, einen besseren Deal auszuhandeln (oder durch seine Gewerkschaft aushandeln zu lassen) oder (b) fristgemäß kündigen.
Was mich an dieser Tarifauseinandersetzung richtig schockt, ist ja, daß selbst alte rote Socken wie ich sich überlegen, warum man sich diesen Terror eigentlich geben muß, und die Folgen, die das haben wird. Das Klima für Streikende wird in Zukunft sehr viel feindseliger sein, und die GDL ist schuld.
@Xel: Möglicherweise liegt es daran. Mir sind bisher keine Klagen über das Mathe-Plugin zu Ohren gekommen. Ich werde das weiter beobachten.
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von Xel
am 18.11.2007:
Naja – der Wiederspruch liegt darin, dass die Bahn ohne gezwungen zu werden niemals höhere Löhne zahlen wird…
Das Recht der Freien Meinungsäußerung will ich dir auch garnicht aberkennen, aber die beiden Meinungen sind nicht wirklich vereinbar, weshalb du dich m.E. besser für eine entscheiden würdest.
Die Lokführer haben sich wohl für Variante a entschieden, alternativ könnten die auch einfach alle kündigen, ist schon richtig… würde dem Bahnverkehr aber genausowenig bekommen – da bin ich sicher 😉
„Terror“ ich kann das Wort nicht mehr hören… außerdem: Wenn das Terror ist, bedeutet das gleichzeitig, dass die Streikenden Terroristen sind und laut Schäuble erschossen werden sollten. Dann ist der Bahnverkehr zwar auch platt aber egal 😉
Was das Matheplugin angeht: Die Version die mir aktuell vorliegt sieht eine derartige Funktion allerdings eigentlich vor (Stunde passt nicht mehr, probieren wirs auch mit der vorhergehenden – es ist 0 Uhr, also probieren wir es auch mit 23 Uhr am Vortag)… Daher: Keinen Plan wieso das nicht funktioniert hat – Fakt ist aber das 5+9=14 und es nicht geklappt hat. Aber damit kann man ja mal in Ausnahmefällen leben 😉 genau wie mit streikenden Lokführen 😉
BTW. Woraus sich das Streikrecht ableitet schau ich heut nacht nicht mehr nach 😉 das Grundgesetz liegt allerdings zu meiner Rechten parat, ich muss den Text also nicht mal suchen