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buntklicker.de

das Blog von Martin Ibert: Merkwürdiges, Banales und Persönliches aus Deutschlands einziger Stadt

zum Nachdenken

03.05.2010: Ihr kommt Euch wohl ganz toll vor, was?

Zunächst, und damit keine Mißverständnisse aufkommen: Ich hege keinerlei Sympathien für neo- oder sonstwie nazistisches Gedankengut. Ganz bestimmt nicht.

Andererseits ist Freiheit immer die Freiheit der Andersdenkenden. (Ist nicht von mir, ist von Rosa Luxemburg.) Und solange die NPD nicht verboten ist, hat niemand das Recht, eigenmächtig deren Demonstrationen durch Sitzblockaden oder auf anderem außergesetzlichen Wege zu verhindern. Und sich damit zu brüsten und toll vorzukommen wie Sash oder Achim ist schon mal gar nicht angesagt.

Ja, ich finde die braune Sauce auch scheiße. Aber deswegen eigenmächtig die Grundrechte derer zu beschneiden, die nicht meiner Meinung sind, finde ich auch nicht besser. Das ist genau die Der-Zweck-heiligt-die-Mittel-Mentalität, die wir bei Schäuble & Co. zu recht bedenklich finden.

25.04.2010: alles Asche

Wer mir bei Twitter oder Facebook folgt, der weiß es ja schon: Die Vulkanaschewolke des Eyjafjallajökull hat auch mich in Großbritannien festgesetzt. Aus einer geplante Übernachtung sind neun geworden. Nun hatte ich es ja noch vergleichsweise gut, mit Zugriff auf genug Geld, um erst mal Transfers, ein Hotelzimmer, saubere Kleidung, Essen und Trinken zu bezahlen, sowie mit der Möglichkeit, mich dort, wo ich mich befand, frei zu bewegen. Außerdem kann ich ja fast alle Mehrkosten als Spesen bei meinem Arbeitgeber einreichen, schließlich war ich aus dienstlichen Gründen in Großbritannien und nicht aus Spaß. Wer ohne Geld im Transitbereich eines Flughafens festsitzt und diesen mangels Visum nicht verlassen kann, hat sicher weniger angenehme Tage verbracht als ich.

Was ich nun aber überhaupt nicht nachvollziehen kann, ist die Aufregung, die jetzt gewissermaßen rückwirkend wegen der Anordnung der vollständigen Einstellung des Flugverkehrs entstanden ist. In Großbritannien kommt natürlich dazu, daß wegen der anstehenden Parlamentswahlen die Opposition bemüht ist, der Regierung bei jeder sich bietenden Gelegenheit an den Karren zu fahren. Niemand wußte genau, wie sich das Durchfliegen einer Vulkanaschewolke auf ein Verkehrsflugzeug auswirkt. Es war aus meiner Sicht – und ich sage das wie erwähnt als Betroffener dieser Maßnahme – absolut richtig, den Flugverkehr erst einmal sicherheitshalber einzustellen und parallel dazu damit zu beginnen, herauszufinden, ob man nicht vielleicht doch durch Vulkanasche fliegen kann. Schon nach wenigen Tagen gab es eine partielle Entwarnung, und seit dem läuft der Flugverkehr wieder, und ich kam ganz entspannt in einem vielleicht halb vollen Flugzeug wieder in Berlin an.

Was aber in den Köpfen gewisser Mitarbeiter gewisser Fährenbetreiber vorging, kann ich mir beim allerbesten Willen nicht erklären …

03.02.2010: schwarze Konten, schwarze Daten

Ich verstehe echt die Aufregung um diese CD, auf der sich angeblich Kontodaten von 1.500 deutschen Steuerhinterziehern befinden, die Schwarzgeld in der Schweiz haben, nicht. Wären diese Daten bei einer legalen Hausdurchsuchung gefunden worden, oder wären sie den deutschen Behörden anonym und kostenlos zugespielt worden, gäbe es diese Aufregung doch wohl auch nicht. Keiner weiß, wo die Daten genau herkommen und wo der Verkäufer sie her hat. Also weiß auch keiner, ob bei der Beschaffung der Daten Gesetze verletzt wurden, und wenn ja, dann wo und welche. Müssen sich deutsche Behörden überhaupt dafür interessieren, ob irgendjemand irgendwo Schweizer Gesetze verletzt haben könnte?

Natürlich ist es bedenklich, für die Daten Geld zu bezahlen, und zwar deswegen, weil man Nachahmer heranzieht. Daß staatliche Stellen für Informationen auch mal Geld bezahlen, ist doch aber völlig normal. Eine Verbindung zu demokratiefeindlichen Dingen wie Vorratsdatenspeicherung, Internetzensur und so weiter kann ich wirklich nicht erkennen.

Falls es die CD denn überhaupt gibt. Möglicherweise ist das ja alles nur eine riesengroße Finte, um Steuerhinterzieher zur Selbstanzeige zu bewegen …

16.11.2009: zum Tod des Torwarts

Lange habe ich überlegt, ob ich etwas zu Robert Enkes Tod schreiben soll. Schließlich hat mir als als Nichtfußballinteressiertem sein Name bis vor ein paar Tagen gar nichts gesagt. Aber dann dachte ich, ein paar Worte sind vielleicht nicht zu viel.

Robert Enke ist seiner Krankheit erlegen. So sollte man, meiner Meinung nach, seinen Tod sehen. Menschen, die unter Depressionen leiden und sich deswegen das Leben nehmen, sind für mich nicht anders zu betrachten als solche, die einem Krebsleiden erliegen oder an einem Herzinfarkt sterben.

In diesem Falle kommt aber noch etwas Anderes dazu: Einerseits lassen uns die Medien insofern an seinem Leben teilhaben, daß wir von seiner Angst erfahren, daß seine Krankheit öffentlich bekannt würde, andererseits wird sein Tod und die Trauer darüber als Monstermultimediaereignis gefeiert. Wie Harald Martenstein heute im Tagesspiegel schreibt: Nun wissen es alle.

Ich hätte es besser gefunden, man hätte ihn im Kreise seiner Familie und Freunde beigesetzt und das ganze multimediale Theater vermieden. Mein Mitgefühl gehört natürlich so oder so den Angehörigen, denen diese Art, einen geliebten Menschen zu verlieren, sicher noch mehr weh tut als es ohnehin unvermeidlich ist.

10.02.2008: Bielefeld existiert nicht.

Es ist ganz offensichtlich, daß dieses sogenannte „Bielefeld“ nur eine plumpe Fälschung ist. Wie sonst wäre es zu erklären, daß in einer „Pizzeria“ der Chianti gut gekühlt auf den Tisch kommt und mit die „Bedienung“ auf Nachfrage erklärt, der müsse deshalb im Kühlschrank aufbewahrt werden, damit er auch bei Lieferkunden noch schön kalt ankommt?

Das „Hotel“ soll zwar laut HRS einen Gratis-WLAN-Zugang in den Zimmern haben, der heute anwesende Rezeptionsdarsteller weiß davon aber nichts. Die Vorhänge sind nicht lang genug, um die ganze Fensterfront zu verdunkeln.

Und die Getränkeautomatenattrappe spuckt nach der ersten Flasche aus jedem Fach nur noch Luft aus – kostenpflichtig natürlich. Ein echter Getränkeautomat hat ja eine Leerfacherkennung, aber in „Bielefeld“ gibt es ja nur Attrappen. Die haben sowas nicht.

Mal sehen, was mich noch erwartet.

(Nachtrag: Auf meine Reklamation hin wurde mein im Automaten festhängendes (??) Getränk befreit und mir zusammen mit einem Freigetränk aufs Zimmer geliefert. Respekt!)

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