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buntklicker.de

das Blog von Martin Ibert: Merkwürdiges, Banales und Persönliches aus Deutschlands einziger Stadt

zum Nachdenken

02.01.2008: Ja, wo isser denn?

Skandal im Sperrbezirk: Der Feinstaub ist weg. Kurz nach Einfahrung der komplett bescheuerten Umweltzone kommt heraus: Sie ist nicht nur komplett bescheuert, sondern darüber hinaus auch noch wirkungslos.

Die Feinstaubbelastung in Berlin ist soweit gesunken, daß die magischen 35 Tage, die der Grenzwert pro Jahr überschritten werden muß, damit Feinstaub als Problem gilt, 2007 nicht erreicht wurden. Dazu kommt, daß der Anteil, den die Abgase des Kraftfahrzeugverkehrs auf die Feinstaubbelastung haben, sich quasi im freien Fall befindet. Nach Berechnungen des Umweltbundesamtes wird in Kürze der Anteil, der durch Reifen- und Bremsabrieb sowie Aufwirbelung entsteht, größer sein als der aus den Abgasen. Nur hilft die Umweltzone dagegen nicht.

Und überhaupt: Wenn die paar Unglücklichen, deren Fahrzeuge keine Plakette bekommen – und so viele sind das nicht –, ihre Sondersubventionen an die Autoindustrie abgedrückt und sich neue Fahrzeuge (bei deren Produktion Primärenergie verbraucht und Schadstoffe erzeugt werden) zugelegt haben, darf ja auch wieder jeder in die Umweltzone rein. Dann kann man sie eigentlich auch wieder abschaffen.

Versteht mich nicht falsch, ich halte das politische Ziel, den Anteil des Autoverkehrs am innerstädtischen Verkehrsaufkommen zu senken, nicht für falsch. Nur soll man aufhören, dazu unredliche Gründe aufzutischen und untaugliche Maßnahmen zu ergreifen. Abgesehen davon gibt es auch jetzt schon in Berlin pro 1.000 Einwohner nur zwei Drittel so viele Kraftfahrzeuge wie etwa in Zürich oder weniger als ein Drittel so viele wie auf Mallorca.

Wißt Ihr, wodurch noch ein gar nicht unerheblicher Anteil des Feinstaubs entsteht? Richtig: Zigarettenrauch.

24.12.2007: Morgen ist Weihnachten.

Heute ist Heiligabend. Als Tag vor dem Weihnachtsfest gehört er selbst nicht dazu – bestenfalls der heutige Abend mag schon als Teil des Weihnachtsfestes gelten.

Zu sagen, heute sei Weihnachten, ist ein bißchen so, wie am Silvestertag zu behaupten, es sei Neujahr.

04.11.2007: weit gereistes Wasser

Das kann nicht wirklich Sinn der Sache sein.

Gestern auf dem Lufthansa-Flug von İstanbul nach München lag auf unseren Essenstabletts ein Fläschchen Wasser, das aus Benton, Tennessee in den Vereinigten Staaten stammt. Direkt an der Quelle hat man die 240 ml Wasser in das kleine Plastikfläschchen abgefüllt, wie das Etikett des Fläschchens stolz verkündet.

Warum transportiert man ein so elementares und vergleichsweise billiges Lebensmittel wie Wasser einmal um die halbe Welt? Wenn es sich um eine besondere Spezialität handeln würde, könnte man ja noch irgendeinen Sinn darin sehen, aber es ist einfach nur Wasser, wie es natürlich auch in der Türkei erhältlich ist.

Warum also? Wahrscheinlich weil es auf irgendeine perverse Weise wirtschaftlich sinnvoll ist.

Irgendwas ist mit dieser Weltwirtschaftsordnung überhaupt nicht in Ordnung.

15.08.2007: Und wir akzeptieren jeden Scheiß.

Wißt Ihr, was eine der weniger oft verbreiteten Konsequenzen Web-2.0-Revolution ist? Wir haben jedes Qualitätsbewußtsein abgeworfen und akzeptieren Inhalte in jeder Form, egal wie jämmerlich, Hauptsache Web 2.0.

Was Podcasts angeht, da gibt es noch akzeptable Qualität (aber nicht nur), aber spätestens bei den Videopodcasts ist alles vorbei. Da regiert die Zappelbriefmarke, dazu noch unscharf, falsch belichtet und ohne Weißabgleich.

Was dieses Qualitätsanspruch übertrifft, ist in der Regel geklautes Material aus dem Fernsehen.

09.08.2007: Ich hätte da einen Vorschlag für die Bahn.

Im Streit zwischen der Bahn und der GDL ist die Situation ja auch deswegen so verfahren, weil keine Seite jetzt einfach so nachgeben kann, wenn sie nicht das Gesicht verlieren will.

Die GDL begründet ihre exorbitanten Gehaltsforderungen ja (unter anderem) damit, dass sich der Vorstand der Bahn eine Gehaltserhöhung von satten 62% gegönnt hat. Wie wär’s, wenn der Bahnvorstand rückwirkend auf diese Erhöhung verzichtet, die GDL im Gegenzug ihre Forderung nach einem eigenen Tarifvertrag aufgibt, sich den angebotenen 4,5% anschließt und dann über eine Höhergruppierung der Fahrpersonale verhandelt?

Fast allen wäre geholfen. Und ich bin sicher, daß auch der Bahnvorstand keinen Hunger leiden müßte.

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