Berlin
23.08.2006: B-IG
Vielleicht täusche ich mich ja auch einfach.
In den letzten Monaten fallen mir im Berliner Stadtbild immer wieder Autos auf, die eine „B-IG …“-Autonummer haben.
Wer in Berlin lebt und aufmerksam verfolgt, was für Autonummern man im Stadtbild so sieht, dem wird aufgefallen sein, daß Nummern mit den bis vor kurzem noch nicht vergabefähigen Buchstaben I, O und Q vermehrt vergeben werden, gerne auch mit zwei Buchstaben und drei Ziffern.
Mir kommt es so vor, als wenn ich diese B-IG-Nummern vor allem an Kleinwagen sehen würde; es gibt das komplette Programm: Mini One, Suzuki Swift, Smart, Honda Jazz (sogar in der Fernsehwerbung) und noch viele andere Miniautos. Klar, es gibt auch einige große Autos mit solchen Nummern.
Alles nur Einbildung? Liegt es vielleicht daran, daß in Berlin (ausgebeutet wie wir hier nun mal sind) eh fast nur Kleinwagen zugelassen werden? Oder ist das ein Scherz der zuständigen Behörde?
Ich weiß es nicht. Wißt Ihr's?
12.08.2006: Wahlkampf im Netz 2006 (2)
Neulich habe ich beim Googeln nicht spontan die Wahlkampfseite der Grünen für die Berlinwahlen 2006 gefunden. Vielleicht war ich da etwas streng.
In Wahrheit war die Seite der Grünen bei meinen Suchergebnissen wohl schon dabei, aber nicht prominent genug erkennbar. Na gut, nun haben wir sie ja gefunden.
Und wie sieht's aus? Auf den ersten Blick durchaus anständig, gültiges XHTML erfreut Auge und Herz. Perfekt sicher auch nicht, echte Barrierefreiheit scheitert spätestens an einem sinnlosen Flash-Element in einem IFrame (das wohl keinen anderen Sinn hat, als die Bannergrafik langsam einzublenden), und ein grausames tabellenbasiertes Layout ist 2006 auch nicht mehr zeitgemäß.
Aber das hatten wir schon schlimmer. Viel schlimmer.
06.08.2006: Dienstleistungswüste Deutschland
Wir waren gerade auf dem Weg zur Summerend Cruise II und wollten noch rasch ein paar Sachen in der Fußgängerzone erledigen. Und was soll ich Euch sagen: Pustekuchen!
Sonnabend nachmittag, kurz vor achtzehn Uhr: nur wenige konsumwillige Kunden verirren sich in die Fußgängerzone. Kein Wunder, sind doch die meisten Läden geschlossen, entweder gleich endgültig oder doch wenigstens für die Woche. Der Imbiß des MEMA-Marktes ist noch geöffnet. Was gibt es noch warm? Ah ja, Wiener Würstchen. Alles Andere gibt's nicht mehr, die Geräte sind schon gereinigt.
Die Szene wirkt etwas gespenstisch. Der Burger King ist zu (dauerhaft). Das Karstadt-Kaufhaus hat pro forma noch geöffnet, bis 19.00 Uhr immerhin. Die Frage meiner Frau nach einem neuen Uhrarmband wird mit einem „heute nicht mehr, Montag wieder“ beantwortet. War wohl nix mit 19.00 Uhr.
Habe ich schon erwähnt, daß ich Hunger hatte? Und daß ich extrem unleidlich werde, wenn ich Hunger habe und nichts zu Essen bekomme? Egal, ein paar Schritte stadteinwärts auf der Berliner Straße finden wir einen türkischen Schnellbeschiß. Superleckere Auslage, freundliches Personal, günstige Preise. Das Essen wird uns für den Mitnahmepreis an den Tisch gebracht. Das Geschäft brummt, sicher nicht nur bis 19:00 Uhr.
Angeblich leidet die Altstadt von Tegel so sehr unter der neuen Konkurrenz der Borsig-Hallen. Woran mag das nur liegen?
04.08.2006: Hauptstadtfaçaden
Die meisten von Euch kennen mich ja sowieso persönlich, und auch den übrigen Lesern wird nicht entgangen sein, daß ich mit einer gewissen Sentimentalität auf diese unsere einzige deutsche Stadt schaue.
Und eben dieses Schauen zu unterstützen trachtet meinberlin mit der Bilderserie „Hauptstadtfaçaden“. Meine Empfehlung für den Soundtrack dazu (in der Endlosschleife): Pohlmann, „Wenn jetzt Sommer wär“, für 99 Cent bei iTunes.
01.08.2006: Wahlkampf im Netz 2006: meist ein Trauerspiel
Ich bin heute abend einmal um die virtuellen Ecken des Netzes gezogen, um mir den Wahlkampf zur Abgeordnetenhaus- und Bezirksverordnetenwahl 2006 in Berlin mal online anzusehen.
Und ich sage Euch: Es ist kein schöner Anblick.
Um Plakate soll es diesmal nicht gehen (das hatten wir schon), sondern um Websites.
Ich zog also los, ausgestattet mit einem Firefox samt Web Developer Extension. Mein Fokus sollte jetzt weniger auf der inhaltlichen Überzeugungsleistung liegen, ob derer ich mich ohnehin keinen allzugroßen Illusionen hingebe, sondern rein auf der Sauberkeit der handwerklichen Durchführung.
Für diejenigen Leser, die vielleicht weniger mit dem Thema zu tun haben, sei noch folgender Aspekt erwähnt: Barrierefreiheit (die „Kunst“, (u. a.) Webauftritte auch solchen Menschen zugänglich zu machen, die aufgrund von Behinderungen (Farbenblindheit, sonstige Sehschwäche, Störungen der Feinmotorik, Taubheit, Epilepsie …) bisweilen vor Barrieren gestellt werden) hat als erste Voraussetzung eine handwerklich einwandfreie Ausführung, also die Verwendung von HTML, das den geltenden Standards entspricht. Eine Website, die das nicht tut, kann von assistiven Techniken (Vorlesegeräte, Umsetzer in Blindenschrift o. ä.) nicht vernünftig verarbeitet werden. Man kann auch mit sauberem Handwerk noch viel falsch machen, aber ohne geht es gar nicht.
Was vielleicht auch nicht jedem bekannt ist: Behinderte Menschen nutzen das Internet stärker als nicht behinderte Menschen. Und behinderte Menschen sind auch stimmberechtigt.
Wer also seinen Online-Wahlkampf nicht barrierefrei gestaltet, muß schon ganz schon bescheuert sein. Und die Doofen werden einfach nicht alle.
Meine Reise beginnt jedes Mal bei Google Deutschland mit dem Suchbegriff „Partei Berlin Wahlen 2006“, da ich ja etwas über den Beitrag der fraglichen Partei zu den Berlin-Wahlen 2006 zu erfahren gedenke.
Kommen wir zunächst zur CDU. Der dritte Treffer sieht interessant aus (ist offenbar von der CDU). Ist schon mal ein Griff ins Klo mit fünfzehn Validierungsfehlern.
Als nächstes schauen wir mal nach der SPD. Diesmal Treffer von Parteigliederungen, bevor wir auf das SPD-Portal zur Wahl stoßen. Nun gut. Nur 12 Fehler; das ist aber nur scheinbar besser, da hier sogar die Angabe des verwendeten HTML-Dialekts vergessen wurde. Setzen, sechs.
Mit dieser Dosis Frust im Bauch geht's nun zu den Grünen. Hier ist auf der ersten Ergebnisseite keine einzige Seite zu finden, die berlinweite Infos verspricht; nur Untergliederungen sind dabei. Schade, schade, schade. Nennt sich wohl Basisdemokratie. Oder so.
Sehen wir als Letztes mal nach den Linken. Erster Treffer ist einschlägig: sehr gut! Das läßt hoffen, SEO haben sie offenbar im Griff. Und nicht nur das: kein Fehler, nicht einer! Superklasse.
Und wer weiter schaut, findet auch andere Kriterien der Barrierefreiheit erfüllt. Eine Partei nimmt das mit dem Online-Wahlkampf wenigstens etwas ernst.
Wie? Was? FDP? Totalausfall mit 89 Fehlern. Aber von denen hatten wir ja auch nichts Anderes erwartet …