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buntklicker.de

das Blog von Martin Ibert: Merkwürdiges, Banales und Persönliches aus Deutschlands einziger Stadt

Deutschland

30.07.2008: Rückschlag und Chance

Auch wenn man allenthalben liest, das Bundesverfassungsgericht habe den Nichtraucherschutz ausgehebelt, entspricht das nur vordergründig den Tatsachen.

In Wahrheit hat es in seiner Entscheidung (ja, die ist bereits heute im Volltext kostenlos im Internet abrufbar) den Landeslegislativen von Berlin und Baden-Württemberg vielmehr klar bedeutet, daß ein generelles Rauchverbot in Gaststätten ohne Ausnahmen durchaus verfassungsmässig sei:

Auf der Grundlage der ihm zuzubilligenden Spielräume wäre der Gesetzgeber nicht gehindert, dem Gesundheitsschutz gegenüber den damit beeinträchtigten Freiheitsrechten, insbesondere der Berufsfreiheit der Gastwirte und der Verhaltensfreiheit der Raucher, den Vorrang einzuräumen und ein striktes Rauchverbot in Gaststätten zu verhängen.

Nun hoffe ich als Nichtraucher natürlich, daß sich zumindest die Berliner Landespolitik schnell entscheiden wird, alle Ausnahmen vom Rauchverbot in Gaststätten zu streichen – auch wenn ich befürchte, daß das bei den Wirten, die jetzt mit zum Teil nicht unerheblichem Aufwand Raucherräume eingerichtet haben, zu wütender Empörung führen wird (was ich sogar verstehen kann).

Bitter für den klagenden Wirt aus Tübingen: Er hat nichts von der vom Gericht verfügten provisorischen Raucherlaubnis. In seiner Kneipe wird Essen serviert, deswegen bleibt das Rauchen dort verboten – es sei denn, er verzichtet auf das Speisenangebot.

03.07.2008: der Beschiß aus 130 Jahren

Die bürgerliche Presse hat es (mal wieder) überhaupt nicht verstanden.

Nur scheinbar geht das Bismarcksche Privileg der Zivilehe verloren; in Wahrheit ist es genau umgekehrt.

Natürlich wäre es ehrlicher gewesen, das Wort „Ehe“ aus jeglicher nichtstaatlicher Interaktion herauszuhalten, aber das wäre unrealistisch. Die neue Situation wird nun so sein, daß Ihr machen könnt, was Ihr wollt, aber als rechtlich „verheiratet“ geltet Ihr erst, wenn Ihr den Bund fürs Leben vor den zustänidgen staatlichen Behörden glaubhaft gemacht habt.

17.06.2008: Links- oder Rechtsträger?

Dieses Jahr hat es mich auch erwischt: Ich habe eine Deutschland-Flagge am Auto. Und das ist auch gut so – letztlich kehrt nur Normalität ein.

Aus der Beobachtung um mich herum weiß ich natürlich, daß auch ganz viele andere Leute Flaggen an ihren Autos haben. Die schweigende Mehrheit fährt aber weiterhin ohne Flagge herum.

Auch die Position der Flagge(n) am Fahrzeug unterscheidet sich. Daher möchte ich hier mal wieder ein Meinungsbild meiner Leser sehen.

Bitte in den Kommentaren antworten! Ich bin gespannt.

Nachtrag: Pünktlich zum zweiten Halbfinale habe ich nun auch noch eine spanische Flagge an der rechten hinteren Tür.

15.06.2008: Deutschland gegen Österreich

Meine Vorstellung vom Verlauf des Gruppenspiels im Wiener Ernst-Happel-Stadion morgen Abend sieht so aus:

Österreich geht durch ein wunderschönes Tor schon in der dritten Minute in Führung. Die deutsche Mannschaft versucht knapp 90 Minuten lang und mit zunehmender Verzweiflung vergeblich, den Anschlußtreffer zu erzielen. Mit dem Näherrücken des Schlußpfiffs haben die Österreicher verständlicherweise immer mehr Zeit und geben den Ball öfter mal in Ruhe zurück in die eigene Hälfte. In der 92. Minute – der letzten der Nachspielzeit – passt ein österreichischer Spieler beim Zurückgeben an den Torwart nicht auf und verfehlt diesen. Der Torwart hechtet hinter dem Ball her, stürzt und muß tatenlos zusehen, wie der Ball zum 1:1 ins eigene Tor rollt.

Schlußpfiff, Deutschland ist weiter, Österreich ist ausgeschieden. Österreich steht sich wieder mal selbst im Weg und scheitert auf tragische Weise; Deutschland schafft es, sich im entscheidenden Moment irgendwie durchzuwurschteln, kann jedoch nicht aktiv ins Spielgeschehen eingreifen.

Morgen Abend werden wir es wissen, ob ich damit richtig liege.

Nachtrag nach dem Spiel: Na, ganz richtig lag ich nicht, aber so ganz daneben auch nicht. Das einzige Tor für die Deutschen entstand aus einer österreichischen Aktion (nämlich dem Foul, das mit dem Freistoß geahndet wurde, der dann im Tor landete), und ein Eigentor (nach einer Ecke) hätten die Österreicher auch beinahe geschafft.

08.06.2008: Das Flaggenmeer ist zurück!

Wer gedacht hat, die Beflaggung von Autos und Balkonen sei nur ein Phänomen der Weltmeisterschaft im eigenen Land gewesen, sieht sich dieser Tage getäuscht.

Die Flaggendichte, die dieser Tage in Berlin zu sehen ist, dürfte kaum geringer sein als zur WM vor zwei Jahren.

Es ist, als wäre 2006 ein Knoten geplatzt, der es uns Deutschen seit dem Zweiten Weltkrieg verboten – oder zumindest verleidet – hat, uns gut dabei zu fühlen, Deutsche zu sein. Vielleicht ist es wirklich an der Zeit, sich das nicht mehr vermiesen zu lassen, ganz egal, wie viel historische Verantwortung auf „uns“ lastet.

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