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buntklicker.de

das Blog von Martin Ibert: Merkwürdiges, Banales und Persönliches aus Deutschlands einziger Stadt

31.05.2008: kühl

Langsam wird es zu kalt, um in kurzen Hosen und T-Shirt auf dem Balkon zu sitzen. Na gut, es ist ja nun auch schon fast ein Uhr. Morgens, wohl gemerkt.

Ich habe heute gestern einen Home-Office-Tag eingelegt; einen Fragenkatalog beantworten kann ich dank moderner Technik auch hier auf dem Balkon, dafür muß ich nicht ins Büro fahren. Spart Fahrzeit, spart Energie, schont das Klima. Und was noch besser ist: Ich habe praktisch den kompletten Tag von morgens um neun bis abends um acht durchgängig auf dem Balkon verbracht – und wahrscheinlich viel mehr geschafft, als wäre ich ins Büro gefahren. Ich glaube, wenn ich mal wieder etwas zu tun habe, was meine Anwesenheit im Büro nicht erfordert, und das Wetter ist gut, werde ich das wiederholen. Das ist einer der Vorteile, die man hat, wenn man für meinen derzeitigen Arbeitgeber arbeitet: Home Office ist grundsätzlich kein Problem.

So ein Sommer ist echt was Geiles. Ich liebe gutes Wetter. Und unseren Nordbalkon mag ich auch. Ebenso mein Firmen-Notebook, das VPN, mein WLAN und meinen DSL-Anschluß.

29.05.2008: Da ist Schmalhans Küchenmeister!

Daß ich gerne Spargel esse, ist wahrscheinlich keine Überraschung für Euch. Daß ich öfter mal unterwegs bin, auch nicht. Und so ist es insgesamt auch nicht so erstaunlich, daß ich heute Mittag neugierig und hungrig auf die Wochenkarte des Biergartens der Lederer-Kulturbrauerei in Nürnberg blickte. Aber was mußte ich da sehen:

Stangenspargel (warm) (220 gr.)
mit Sauce Hollandaise und Petersilienkartoffeln 9,20

Wie bitte? 220 Gramm sollen eine Portion sein? Wenn ich Spargel kaufe, dann nicht weniger als 600 Gramm pro Person, eher 650 Gramm (ungeschältes Rohgewicht – aber ich fürchte, das setzt der Lederer auch an). Und bei dem Lederer-Preis ist auch wirklich nur das Genannte inklusive; Fleischbeilage jeder Art kostet extra, von drei Nürnberger Bratwürsten für zwei Euro vierzig bis zum kleinen Schnitzel für vier Euro siebzig.

Und das für neun Euro zwanzig. Die lassen sich ihren Spargel da unten echt vergolden. Ich habe ihn bei meinen Tischgenossen gesehen; die Portion sah so kläglich aus, wie man sich das bei der Ansage „220 Gramm“ vorstellt. Dabei hat das Lokal auch preiswertes Essen am Start; ich habe den Vorspeisensalat für 3,50 € (der für eine Vorspeise wirklich gigantisch war) und das Schäuferle mit Kloß und Soß‘ für 8,80 € von der normalen Karte gegessen und war rundum zufrieden – lecker und reichlich.

Aber vielleicht laßt Ihr besser die Finger vom Spargel. Zumindest, wenn er 9,20 € für 220 Gramm kosten soll.

25.05.2008: ein Lied für Moskau

Sie haben es geschafft, endlich geschafft: Rußland hat den Eurovision Song Contest gewonnen. So heißt es nun also im nächsten Jahr: auf zu den Ufern der Moskwa!

Auch wenn Peter Urban nicht müde wurde, zu betonen, Deutschland sei auf dem 23. Platz: Es war der letzte Platz, geteilt mit zwei anderen Ländern. Und daß „wir“ (wie man so sagt; ich jedenfalls lehne jede Identifikation mit dem deutschen Wettbewerbsbeitrag der No Angels vehement ab) den letzten Rang überhaupt mit zwei anderen Beiträgen teilen konnten, verdanken wir höchstwahrscheinlich der Tatsache, daß ein Mitglied der No Angels, Lucy Diakowska, aus Bulgarien stammt, woher auch prompt zwölf der insgesamt vierzehn Punkte kamen. Die übrigen beiden stammen aus der Schweiz – wenig erstaunlich, ist doch die Schweiz das Lieblingsauswanderungsland der Deutschen. Genau diese nichtmusikalischen freundschaftlichen Bewertungsgründe, die wir sonst so gerne beklagen, haben uns vermutlich vor einem Null-Punkte-Debakel bewahrt.

Ich hätte mir ja für das nächste Jahr ein Lied für Baku gewünscht, und Aserbaidschan hat bei seinem allerersten Auftritt auch gar nicht schlecht abgeschnitten. Als sich während der Wertungsphase ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Griechenland und Rußland abzuzeichnen begann, waren meinen Sympathien jedenfalls bei Rußland; der griechische Beitrag war einfach zu beliebiger Europop. Insofern kann man mit dem Ergebnis eigentlich ganz zufrieden sein.

Von den dreiundvierzig teilnehmenden Ländern haben ganze zwei ihre Stimmen auf französisch angesagt: Frankreich selbst, und Andorra – wobei der Andorraner des Französischen auch nur in Maßen mächtig zu sein schien, nach der seltsamen Aussprache zu urteilen. Auch Länder wie Belgien und die Schweiz, in denen Französisch Amtssprache ist, sagen auf Englisch an. Und die Teilnehmer aus Frankreich und Andorra sangen ihre Lieder beide auf englisch. Kann man diesen Blödsinn mit dem Französisch nicht mal abschaffen? Wenn es denn neben dem Englischen durchaus eine zweite Sprache sein muß, dann doch bitte deutsch und nicht französisch.

22.05.2008: wenig Platz in der U-Bahn

Das muß ich nach etwa zwei Wochen mit meiner neuen Tageszeitung klar als Nachteil verbuchen: Das größere Format läßt den Platz zum Nebenmann knapp werden.

Aber sonst bin ich mit dem Wechsel bislang recht zufrieden. Ich habe viele Jahre lang – wenn auch mit Unterbrechungen in den Zeiten, in denen ich mit dem Auto zur Arbeit gefahren bin – die Berliner Zeitung gelesen. Doch meiner persönlichen Meinung nach ist die gefühlte Qualität der Berliner Zeitung – auf allen Gebieten, von schlampiger Recherche über schlampige Formulierungen bis zu schlampiger Rechtschreibung und Zeichensetzung – seit dem Einstieg des Investors David Montgomery auf ein inakzeptables Niveau abgesunken. Während der ehemalige Chefredakteur Uwe Vorkötter – jetzt bei der Frankfurter Rundschau – noch erbittert gegen den Einstieg eines Finanzinvestors kämpfte (und folglich danach alsbald gehen mußte), gibt der neue Chefredakteur Josef Depenbrock (wie man hört, entgegen dem Redaktionsstatut – und natürlich wider jede Vernunft) gleichzeitig den Geschäftsführer des Berliner Verlages und führt damit die journalistische Unabhängigkeit der Redaktion ad absurdum.

Nach Vorkötters Abgang wurde die Leserschaft über all diese Vorgänge weitgehend im Unklaren gelassen; wie gut, daß man heutzutage online auch auf andere Quellen zurückgreifen kann, so wie die Süddeutsche Zeitung, die in Artikeln wie diesem hier den Prozeß aufmerksam begleitet.

Und dann läßt sich auch noch ausgerechnet der Chefredakteur Depenbrock im Lichte einer – meiner Meinung nach – vergleichsweise eher unbedeutenden Enthüllung über Stasi-Verstrickungen in der Redaktion dazu hinreißen, in einem Leitartikel zu schreiben:

Gerade die Redaktion der Berliner Zeitung ist bekannt für ihre Nachhaltigkeit in der Recherche und für exklusive Nachrichten, bisweilen auch weit beachtete Enthüllungen. Die Redaktion der Berliner Zeitung hat an diesem Wochenende an ihrer Glaubwürdigkeit Schaden genommen, sie wird in den kommenden Tagen und Wochen alles unternehmen, dass diese Glaubwürdigkeit wieder zweifelsfrei hergestellt wird.

Irgendwie hat der gute Mann nicht verstanden, daß er selbst die Glaubwürdigkeit der Redaktion zumindest in meinen Augen in den vergangenen Monaten soweit zuschanden geritten hat, daß es auf die paar Stasi-Vorwürfe jetzt jedenfalls nicht mehr ankam.

Das war dann der letzte Anstoß, die Zeitung zu wechseln. Jetzt lese ich den Tagesspiegel und bin jedenfalls bisher recht zufrieden damit.

Nur unser Zeitungsbote, beziehungsweise seine Agentur, haben den Wechsel nicht so richtig mitbekommen. Nach dem Ende meines Berliner-Zeitungs-Abonnements landeten zunächst keine Zeitungen mehr in meinem Briefkasten. An dem Tag, an dem die Lieferung des Tagesspiegels hätte beginnen sollen, fand ich wieder eine Berliner Zeitung (aber keinen Tagesspiegel) vor. Auf meinem am Briefkasten befestigten Zettel an den Boten, er möge mir doch bitte einen Tagesspiegel in den Briefkasten stecken, vermerkte dieser, er habe keine Änderung erhalten, und ich möge das bitte mit dem Verlag klären (kam meinem Wunsch aber trotzdem nach). Drei oder vier Telefonate mit beiden Leserservice-Callcentern später hat sich hoffentlich jetzt alles geklärt …

10.05.2008: Muttertag

Na, habt Ihr Euch auch wieder hinreißen lassen, Eurer Mutter Blumen zu schenken?

Ja?

Tröstet Euch, ich habe meiner Mutter auch eine wunderschöne Bromelie geschenkt. Aber warum eigentlich? Wie üblich birgt der Wikipedia-Artikel viele interessante Informationen. So wie die, daß der Muttertag in Deutschland für die Nazis ein gefundenen Fressen war. Klar, paßte wunderbar in die Ideologie der Zeit.

Aber während wir Geschenke zum Geburtstag und zu Weihnachten mittlerweile weitgehend abgeschafft haben, bleibt der Muttertag übrig. Mütter erwarten da was. Und als gutes Kind spurt man. Blöd, aber ist so.

Morgen aber, am eigentlichen Muttertag, gehen wir feiern. Ganz ohne Mütter. Und es wird bestimmt toll.

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