18.09.2011: Acht komma neun. Klarmachen zum Ändern! Arrrrrrr.
Leute, wie geil ist das denn bitte? Gut, das Vorläufige Endergebnis ist noch nicht draußen, aber die letzten Zahlen sehen die Piraten bei der Abgeordnetenhauswahl in Berlin bei etwa neun Prozent. Neun Prozent! Beim ersten Mal! Das ist absolut unfaßbar. Kein Wunder, daß die Grünen die Hosen gestrichen voll haben – das ist das erste Mal, daß eine andere Partei ihnen die progressiv denkenden tendenziell linken jungen Wähler abnimmt, die absolute Stammklientel der Grünen. Also bisher jedenfalls. Diese knapp neun Prozent, wird sich mancher Grüne denken, hätten unsere neun Prozent sein sollen. Waren sie aber nicht.
Bei der Landeswahlleiterin gibt es die aktuellen Zahlen. Und auch wenn, während ich diesen Artikel schreibe, noch nicht überall alle Stimmen ausgezählt sind, so werden sich die Zahlen wohl nicht mehr so sehr ändern, und die Piraten sind in jedem einzelnen Bezirk komfortabel über fünf Prozent. 6,5 % in Steglitz-Tempelhof sind das schlechteste Ergebnis. Das beste haben die Piraten in Friedrichshain-Kreuzberg eingefahren, bei allen ausgezählten Stimmen liegen sie mit 14,7 % auf Platz drei hinter Grünen und SPD noch vor der Linken.
Ganz schlimm hat es ja die FDP erwischt: weniger als zwei Prozent sind ihnen geblieben, weniger als ein Viertel ihres letzten Ergebnisses. Das beste Bezirksergebnis sind drei Prozent glatt in Charlottenburg-Wilmersdorf (ebenfalls komplett ausgezählt), das schlechteste ist unter einem Prozent in Lichtenberg. Diese Partei braucht hier echt niemand mehr.
Rot-grün wird es werden, das ist es auch, was die Stadt als Ganzes will. Die Linke ist raus; ich bin noch nicht sicher, ob ich das gut finden soll. Ich habe wie wohl jeder Westberliner so meine Berührungsängste, muß aber zugeben, daß – von gravierenden Differenzen in einzelnen Punkten abgesehen – die rot-rote Landesregierung einen unter den gegebenen schwierigen Umständen akzeptablen Job gemacht hat.
Das muß Rot-grün erst mal hinkriegen. Ich wünsche ihnen dabei viel Erfolg.
Arrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr.
28.08.2011: Apple gehen die Ideen aus.
Es ist schon traurig. Nein, ich meine nicht die Tatsache, daß Steve Jobs als Chef von Apple zurückgetreten ist, obwohl ich ihm ganz persönlich natürlich wünsche, daß er noch lange bei guter oder wenigstens akzeptabler Gesundheit sein möge; ich meine, daß die Firma mit dem vergifteten Apfel als Logo offensichtlich komplett verzweifelt ist und deswegen versucht, mit Anwälten statt mit Ingenieuren irgend etwas zu reißen.
Nehmen wir den Fall des Samsung Galaxy Tab 10.1. Ich besitze ein solches Gerät, und ich habe schon das eine oder andere iPad gesehen. Ich kann Euch sagen: Die äußerlichen Ähnlichkeiten halten sich stark in Grenzen.
Das Samsung-Gerät ist eindeutig als Querformat-Gerät mit 1280 mal 800 Pixel positioniert, während das iPad 2 bei einer 4:3-Auflösung von 1024 mal 768 Pixel klar abstinkt und sich nicht entscheiden kann; das Gerät selbst mit Logo und Positionierung der Bedienelemente deutet auf Hochkant hin, aber das von Apple angebotene Smart Cover suggeriert Querformat. Natürlich haben beide Geräte eine Vorderseite aus Glas; das ist bei dieser Geräteklasse zu erwarten. Während das iPad den Einschaltknopf auf der Vorderseite (auf der kurzen Seite) positioniert, hat das Samsung-Gerät diesen am Rand; das Samsung hat anständige Stereo-Lautsprecher, das iPad nur eine Mono-Quäke.
Der Trend setzt sich fort. Währen die Apfeljünger vor über einem Jahr ein ziemlich verkorkstes Mobiltelephon auf den Markt gebracht haben und es seitdem kein besseres Angebot gibt, hat Google respektive Samsung das Nexus S auf den Markt gebracht, neben dem ein iPhone 4 aussieht wie ein vom Block gesägtes Frühstücksbrettchen.
Wenn man dazu noch bedenkt, daß nach allem, was wir wissen, Apple manipulierte Bilder als „Beweis“ verwendet hat, sollte man ihnen einfach wegen betrügerischer Geltendmachung von nichtexistenten Ansprüchen mindestens die in Frage stehenden, wenn nicht gleich alle existierenden, Schutzrechte aberkennen. Die Welt braucht keinen weiteren Patenttroll.
01.06.2011: natürlich Freispruch
Vorweg: Ich habe den Prozeß gegen Jörg Kachelmann nur beiläufig in der Presse verfolgt. Und mein Verständnis von Ehrlichkeit in einer Beziehung ist nicht damit vereinbar, mehrere davon gleichzeitig zu führen und die Partnerinnen darüber im Unklaren zu lassen.
Und dennoch: Es ist mir unklar, warum manche Menschen mit dem Freispruch für Jörg Kachelmann unzufrieden sind. Nach allem, was man weiß, haben die beiden einzigen Menschen, die wissen, was wirklich geschah – der Angeklagte und die Nebenklägerin –, beide vor Gericht nicht gerade einen besonders überzeugenden Eindruck gemacht. Es bleiben Zweifel. Die Vergewaltigung ist ihm somit nicht nachzuweisen. Sonstiges „Fehlverhalten“ ist ja offenbar unstreitig, aber nicht strafbar. Da bleibt nur eins: Freispruch.
Das bedeutet natürlich auch, daß es in Vergewaltigungsfällen, wo Sachbeweise fehlen, in vielen Fällen keine Verurteilung möglich sein wird, wenn es am Ende auf Aussage gegen Aussage hinausläuft. Das mag unbefriedigend sein, aber so ist es nun einmal: Im Zweifel für den Angeklagten. Das ist ein wichtiges rechtstaatliches Prinzip.
19.05.2011: fünfeinhalb zu drei
Der geständige Wettbetrüger Ante Šapina wurde zu weiteren fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt. (Nachdem er ja vorher bereits aus ähnlichen Gründen zu knapp drei Jahren Haft verurteilt worden war.)
Was hat er angestellt? Er hat Fußballspiele manipuliert, in dem er Spieler dafür bezahlt hat, zu verlieren, und beachtliche Summen auf den Ausgang dieser Spiele gesetzt. Wer wurde geschädigt? Also zuerst einmal Menschen, die Geld – hoffentlich welches, das zu verlieren sie sich leisten können – auf ehrliche Fußballspiele setzen, in der Hoffnung, zu gewinnen; und natürlich auch die Zuschauer und die sonstigen Beteiligten, deren Hoffnung auf ehrlichen Sport enttäuscht wurden.
Das ist definitiv nicht nett.
Ebenfalls vor kurzem wurde ein 57jähriger Mann aus Heiligenstadt wegen sexuellen Mißbrauchs von Kindern in acht Fällen verurteilt. Der Richter wies darauf hin, daß die Opfer noch lange Zeit unter den Folgen der Handlungen des Verurteilten zu leiden und auf psychiatrische Hilfe angewiesen werden sein werden. Drei Jahre gab es dafür.
Fünfeinhalb zu drei. Darf ich das merkwürdig finden?
22.04.2011: tanzen verboten
Oh Mann, in was für einem Land lebe ich eigentlich?
In Deutschland sind nicht einmal mehr zwei Drittel der Menschen in einer christlichen Kirche organisiert, und immer noch zwingen uns die Pfaffen ein Tanzverbot auf. Immerhin ist Berlin offenbar das freieste Bundesland in Deutschland – das Tanzverbot gilt nur am Karfreitag, und nicht einmal den ganzen Tag –, aber ich finde des trotzdem skandalös. Niemand muß tanzen, wenn ihm nicht danach ist, aber anderen Menschen seine muffige Frömmigkeit aufzuzwingen ist für mich komplett unakzeptabel.
