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buntklicker.de

das Blog von Martin Ibert: Merkwürdiges, Banales und Persönliches aus Deutschlands einziger Stadt

11.07.2006: Gaslicht

Ein lauer Sommerabend in Berlin. Ich sitze in der Abenddämmerung auf dem Balkon, schaue in den sich langsam verdunkelnden Himmel. Und dann höre ich dieses Geräusch.

Es klingt wie ein Knattern. Es ist die Zündvorrichtung der Gaslaterne, die auf dem Bürgersteig gegenüber des Hauses steht, in dem wir wohnen.

Die Zeit, als die Gaslaternen noch von Gaslaternenanzündern von Hand angezündet wurden, habe ich auch nicht mehr bewußt erlebt. Aber die Ringe, in die man mit einem Haken an einer langen Stange fassen konnte, um die Laterne an- oder auszuschalten, gab es in meiner Kindheit noch.

Ich bin in einer Straße aufgewachsen, in der runde Laternen standen, und so ist das nach wie vor für mich der „klassische“ Typ. Die Straße, in der ich jetzt wohne, hat Schinkelleuchten – immerhin immer noch mit Gas betrieben.

Angeblich will der Senat sukzessive alle Berliner Gaslaternen durch Elektrolampen ersetzen. Hey, seid Ihr alle zugereist? Kennt Ihr nicht den einmaligen Charme der Gaslaternen? Keine Elektrolampe kann eine Gaslaterne ersetzen.

Sollte es irgendwo ein Bürgerbegehren geben, ich bin auf jeden Fall dabei. Sagt mir bescheid.

11.07.2006: Schmetterlinge

So viele Schmetterlinge wie in diesem Sommer habe ich schon lange nicht mehr gesehen.

Pfauenaugen und Kohlweißlinge umschwirren die blühenden Linden in der Straße im Norden Berlins, in der ich wohne, oder rasten auf der weißen Façade unseres Hauses. In den achteinhalb Jahren, seit ich hierher gezogen bin, sind mir die Schmetterlinge noch nie so aufgefallen wie in diesem Jahr.

09.07.2006: Aus! Aus! Das Spiel ist aus!

Und Deutschland ist Weltmeister. Nein, nicht im Spielen. Im Ausrichten.

Es war eine schöne WM, die Deutschen haben sich als Super-Gastgeber erwiesen, es hat fast alles geklappt, es gab kaum Pannen. Die Stimmung war super, die meisten Spieler und Fans waren nett zueinander. Nicht einmal der Verkehr ist zusammengebrochen.

Wir – und da sage ich bewußt „wir“ – können zufrieden mit unserer Leistung als gastgebende Nation sein.

Und sogar das Wetter hat mitgespielt. Auch wenn das nicht „unser“ Verdienst war.

07.07.2006: Ich bin doch noch normal.

Die Einsicht ereilte mich während des ersten Halbfinales. Eigentlich ist mir das hier alles scheißegal.

Ich saß in Köln-Deutz im Biergarten eines mexikanischen Lokals, konnte von meinem Platz vielleicht die linken zwei Drittel des Bildes auf der Leinwand erkennen, und der halbe Liter Weizen kostete 4,20 €. Und da ereilte mich die Erkenntnis: Das bringt's nicht. Also fix in der Halbzeitpause bezahlt und ab ins Hotelzimmer. Den Rest des Spieles einschließlich Verlängerung habe ich dann mit einem Auge auf dem Zimmerfernseher betrachtet und mit dem anderen Auge Mails beantwortet.

Die Piccolo in der Minibar blieb unangetastet. Ihr wißt,warum.

07.07.2006: Nachruf auf ein deutsches Wort

Was genau ist eigentlich dem guten alten Wort „wecken“ widerfahren?

Es erscheint so unschuldig und klar, seine Bedeutung offensichtlich, sein Platz in der deutschen Sprache unangreifbar. Und doch ist es bedroht wie eine Tierart auf der Roten Liste.

Denn allenthalben hört und liest man stattdessen das Wort „wach machen“. Mir ist komplett unklar, wie das kommt; ich kann keinen Vorteil in der Verwendung dieses Wortungetüms erkennen. Aber alleine heute abend habe ich im Fernsehen zweimal „wach machen“ gehört, wo „wecken“ angemessen gewesen wäre.

Was ist das Geheimnis? Weiß das jemand?

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