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buntklicker.de

das Blog von Martin Ibert: Merkwürdiges, Banales und Persönliches aus Deutschlands einziger Stadt

Berlin

12.06.2008: Geisterstadt

Heute Abend zwischen sechs und acht: Berlin wie leergefegt, ausgestorben.

Punkt 18:00 Uhr leeren sich die U-Bahnen und die Straßen. Im Saturn-Markt im Märkischen Zentrum wändeweise Fernseher, die das Spiel Deutschland gegen Kroatien zeigen, sicher mehr als Menschen im ganzen Markt. Der Fernsehton dröhnt durch den Laden, man kann kaum ein Wort wechseln, so laut ist es. Geschockte Verkäufer (das erste Tor für Kroatien fällt, während wir gerade den Laden betreten) mögen sich kaum von den Bildschirmen lösen, um uns lästigen Kunden ein paar Fragen zu beantworten.

Auf dem Weg auf die andere Seite des Einkaufszentrums finden wir alle die Menschen dann doch: Sie sitzen im Café Blixen, essen, trinken und sehen fern. Kaum ein freies Plätzchen ist zu sehen vor den vier großen Bildschirmen. Drumrum stehen Passanten, essen und trinken nicht, sehen aber trotzdem fern.

Durch menschenleere Straßen fahren wir nach Hause. Der Schlußpfiff erreicht uns im Autoradio beim Einparken hinter dem Haus.

09.05.2008: Auf zum Karneval!

Dieses Wochenende ist in Berlin Feierstimmung angesagt, denn außer dem supergeilen Wetter ist ja auch noch Karneval!

Wer sich nun fragt, wieso der Karneval in Berlin nach dem Aschermittwoch stattfindet, dem sei gesagt: In Berlin ist Karneval immer am Pfingstwochenende, der Karneval der Kulturen nämlich. (Das, was kurz vor Aschermittwoch stattfindet, heißt bei uns – wenn überhaupt – „Fasching“.)

Für uns der attraktivste Teil des Karnevals ist das Straßenfest, auf dem es alle möglichen Stände gibt, und zwar nicht das normale Angebot vom Asia-Imbiß über den Würstchengrill zum Bierstand, sondern viele verschiedene Dinge zum Anstaunen, Kaufen und Verschenken (und natürlich auch und vor allem zum Essen und Trinken). (Wir kaufen traditionell etliche Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke für die Lieben auf diesem Fest.) Viele ausgelassene Menschen unterschiedlichster Herkunft und Prägung feiern gemeinsam und (hoffentlich auch dieses Jahr wieder) friedlich.

Eigentlich ist die Hauptveranstaltung ein Karnevalsumzug, aber da wir Umzüge generell langweilig und ermüdend finden, lassen wir den meistens aus und begnügen uns mit dem Straßenfest.

Also, wer in Berlin ist: Findet Euch übers Wochenende rund um den Blücherplatz ein, es lohnt sich wirklich! Bringt offene Augen und ein offenes Herz mit, und Ihr werdet es nicht bereuen. Ach ja, ein offenes Portemonnaie schadet natürlich auch nicht – aber das ist ja auf jedem Straßenfest so.

Wie Ihr Euch auch entscheidet, ich wünsche Euch ein wundervolles Pfingstwochenende, genießt das schöne Wetter, geht raus an die frische Luft! Drinnen hocken könnt Ihr am Dienstag im Büro noch früh genug!

27.04.2008: Berliner, heute gilt’s!

So, meine lieben Mit-Berliner: Heute ist der Tag, wo Ihr Euer Kreuz für Tempelhof machen sollt. Es gilt, einen der ältesten und mit Sicherheit einer der charmantesten Verkehrsflughäfen der Welt zu retten! Also, solltet Ihr noch nicht Briefwahl beantragt und hoffentlich beizeiten abgestimmt haben: Sucht Eure Abstimmungsbenachrichtigung, geht hin, kreuzt an!

Sollte es tatsächlich klappen, die knapp 700.000 Ja-Stimmen zusammenzubekommen, will ich den Senat sein, der nicht mal schaut, ob man die Entwidmung nicht doch wieder aufheben kann. Auch Wowi wil schließlich wiedergewählt werden!

Mehr Informationen findet Ihr unter Anderem bei der ICAT.

Und beim völlig nutzlosen Großflughafen Schönefeld (die Vorsilbe „Berlin-“ hat er nun wirklich nicht verdient) klappt ja auch nichts. Wie zu erwarten war.

16.03.2008: Ist ver.di am Ende?

Schon im Laufe der vergangenen Woche war die Ratlosigkeit mit Händen zu greifen, die sich bei ver.di breitmacht. Eine Woche BVG-Streik, einige Existenzen vernichtet, aber sonst interessiert es offenbar niemanden so richtig.

Das ist natürlich auch eine blöde Situation, in die sich die Gewerkschaft gebracht hat: Dadurch, daß sie bereits ganz am Anfang der – ohnehin unverständlichen – Auseinandersetzung völlig unprovoziert den größten verfügbaren Hammer, den unbefristeten Totalstreik, herausgeholt hat, fehlen ihr nun jegliche Eskalationsmöglichkeiten.

Tja. Nun ist ver.di mit ihrem Latein am Ende und setzt den Streik teilweise aus. Das ist natürlich zu begrüßen, ganz klar.

Aber wie soll es weitergehen? Daran, daß ver.di nun zur Vernunft kommt, kann ich irgendwie nicht glauben.

01.02.2008: Danke, liebe S-Bahn!

Die S-Bahn Berlin mußte heute, angesichts des von ver.di völlig unprovoziert angezettelten Streiks bei der BVG, den Berliner Nahverkehr praktisch alleine bewältigen. Und im Großen und Ganzen scheint das auch recht gut gelungen zu sein. Danke auch an die Dienstleistungsgesellschaft, die mit Gleit- und Vertrauensarbeitszeit eine gewisse Flexibilität darin erlaubt, ob und wann man sich ins Büro begibt.

Zugegeben, bei der Auswahl unserer Wohnung hat auch die Erreichbarkeit von BVG und auch S-Bahn eine Rolle gespielt, insofern zahlt sich die gute Vorbereitung jetzt aus. Schließlich haben bisher (ich klopfe auf Holz) noch nie beide zugleich gestreikt. Auch unser beider Arbeitsstätten liegen glücklicherweise so, daß man so sowohl mit der BVG wie auch mit der S-Bahn erreichen kann – je nachdem, wer gerade meint, seine arbeitsvertraglichen Pflichten erfüllen zu sollen.

Was ich von Streiks, die ausschließlich auf dem Rücken Unbeteiligter ausgetragen werden, halte, habe ich an dieser Stelle schon hinreichend oft dargelegt. Ich will das daher hier nicht vertiefen, davon bekommt man nur Pickel, schlechte Haut und Magengeschwüre. Aber wenn man bedenkt, daß die Beschäftigten der BVG noch bis 2020 (!) vor betriebsbedingten Kündigungen sicher sind, und daß die Arbeitgeber prinzipiell Bereitschaft gezeigt haben, über eine spürbare Einkommensverbesserung zu verhandeln, schlägt dieser „Warnstreik“ dem Faß wirklich den Boden aus. Kein Wunder, daß niemand ein gutes Haar an ver.di läßt.

Wie es enden könnte, lest Ihr hier. Klar, wer sind die Gefickten? Wir alle. Wer sonst?

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